Konzerte im Kopf: Livemusik bringt Hirne in Gleichtakt
Die Hirnwellen von Zuschauerinnen und Zuschauern sind bei einem echten Konzert stärker synchronisiert als bei einem Publikum, das eine Aufnahme vorgespielt bekommt. Dieses Ergebnis präsentierte eine Arbeitsgruppe um Molly J. Henry von der University of Western Ontario auf dem 25. Jahrestreffen der Gesellschaft für Kognitive Neurowissenschaft in Boston. Wie Henry berichtet, ähneln sich die Hirnrhythmen beim Livepublikum am meisten in jenem Frequenzbereich von 2 bis 4,5 Hertz, in dem sich auch der Beat der Musik abspielt. Das stellte die Gruppe fest, als sie eine Band vor 80 Personen spielen ließ, von denen 20 mit einem Elektroenzefalographen verbunden waren, der die Hirnströme aufzeichnete. Zum Vergleich maß sie die Hirnströme von insgesamt 20 Probandinnen und Probanden, die eine Aufnahme vorgespielt bekamen.
Ein Konzert live zu sehen, ist eine qualitativ andere Erfahrung, als einer Aufnahme zu lauschen. Die genauen Gründe für diese einfache Tatsache sind bisher aber nur teilweise geklärt; Fachleute vermuten, dass der Unterschied nicht nur kulturelle Konventionen widerspiegelt, sondern auch mit der Verarbeitung von Musik im Gehirn zu tun hat. Frühere Studien hatten bereits ergeben, dass »echte« Musik anders als zufällige Tonfolgen die Gehirne des Publikums quasi »auf eine Wellenlänge« bringt. Nach den Ergebnissen von Henry und ihrem Team ist der Effekt bei einem Livekonzert noch einmal stärker. Allerdings hat der Befund auch Schwächen. Zum einen wurde er nur bei vergleichsweise wenigen Personen gemessen, zum anderen waren die Bedingungen zwischen Test- und Kontrollgruppe in einem wesentlichen Punkt verschieden: Während das Konzert vor einer großen Gruppe stattfand, betrachtete die Kontrollgruppe die Aufnahme lediglich in Zweiergruppen.
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