Polare Hitzewallungen: Koordinierte Zyklen erwärmten Arktis
Schmelzendes Eis und Rekordwärme in der Arktis – das ungewöhnliche Wetter am Nordpol machte in den letzten Monaten nicht nur Schlagzeilen, sondern Klimafachleuten auch Sorgen. Grund ist zum einen das enorme Ausmaß der Anomalie, zum anderen aber, dass ihre Gründe bisher nur unzureichend geklärt sind. Licht ins Dunkel bringt jetzt womöglich eine frühere Hitzewelle: Anfang des 20. Jahrhunderts, etwa zwischen 1920 und 1935 stiegen die arktischen Durchschnittstemperaturen schon einmal um im Schnitt etwa ein Grad.
Wie nun eine Arbeitsgruppe um Hiroki Tokinaga von der Universität Kyoto berichtet, ging diese Erwärmungsphase auf ein besonderes Zusammentreffen zurück. In ihrem Bericht für die "Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA" vergleichen sie die reale Temperaturentwicklung mit historischen Daten – demnach gibt ein Modell, das gleichzeitige natürliche Klimaoszillationen im Atlantik und Pazifik berücksichtigt, die Entwicklung im frühen 20. Jahrhundert gut wieder. Entscheidend für die arktische Erwärmung war demnach ein stärkeres Tiefdruckgebiet über den Aleuten, das permanent warme Luft nach Norden führte.
Das Aleuten-Tief allerdings war nur ein Symptom größerer Veränderungen: Es wurde nach Angaben der Autoren stärker, weil sich die langfristigen Klimazyklen in Pazifik und Atlantik, die Pazifische Dekadische Oszillation (PDO) und die Atlantische Multidekadische Oszillation (AMO), gleichzeitig hin zu höheren Wassertemperaturen entwickelten. Ihr konzertiertes Wirken veränderte die atmosphärische Zirkulation deutlich, die nach Norden geführte Luft erwärmte die Landflächen in der Arktis. Wirklich vergleichbar mit der derzeitigen Situation ist das aber nicht. Heutige Temperaturanomalien waren schon vor den aktuellen Temperaturspitzen bis zu doppelt so hoch wie früher – vor allem aber nahm die Meereisbedeckung in der Arktis damals kaum ab.
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