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News: Kopf an Kopf

Das vertraute Gesicht eines Freundes in der Menge ausfindig zu machen, gleicht zwar der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, ist aber keinesfalls unmöglich. Nahezu aussichtslos könnte hingegen das Unterfangen sein, einen bestimmten Affen unter Tausenden zu entdecken - zumindest für erwachsene Menschen. Für ein sechs Monate altes Baby wäre diese Aufgabe vielleicht ein Kinderspiel, denn die Gesichtswahrnehmung seines Gehirns ist noch nicht auf eine Spezies beschränkt.
Im Laufe unseres Lebens begegnen wir unzähligen Menschen, die wir anhand ihrer unverwechselbaren Gesichtszüge eindeutig zu unterscheiden vermögen. Bereits Säuglinge können so vertraute Personen wieder erkennen. Indes scheint die Fähigkeit, Gesichter zweifelsfrei zu identifizieren, auf die Angehörigen der eigenen Art beschränkt zu sein; das hatten Versuche unlängst enthüllt: Im Vergleich fällt es erwachsenen Menschen leichter, die Gesichtszüge von anderen Personen als die von Affen zu unterscheiden, während die Affen wiederum ihre eigenen Artgenossen besser wieder erkennen als Menschen. Doch wie sieht es bei kleinen Kindern aus, die bislang noch keine weitreichenden Erfahrungen hinsichtlich der einen oder anderen Spezies sammeln konnten?

Um diesen Gesichtspunkt näher zu beleuchten, führten Olivier Pascalis von der University of Sheffield und seine Kollegen an Erwachsenen und Kleinkindern eine Reihe von Experimenten durch. Zunächst bestätigten die Forscher anhand der aufgezeichneten Gehirnströme, dass Säuglinge tatsächlich in der Lage sind, die Gesichter von Affen zu unterscheiden. In einem zweiten Test stellten die Wissenschaftler die gezeigten Bilder von Menschen und Affen auf den Kopf und untersuchten anschließend die Auswirkungen auf die Gehirnaktivität der Versuchsteilnehmer.

Wie die Auswertung zeigte, beeinflussten die umgedrehten Gesichter die Gehirnströme der Erwachsenen lediglich, wenn es sich um menschliche Antlitze handelte. Die Gehirnströme der Säuglinge reagierten hingegen in ähnlicher Weise sowohl auf die verkehrten Bilder der Menschen als auch der Affen. Dieses Ergebnis lieferte bereits die ersten Hinweise, dass Kinder beim Wiedererkennen der Gesichter von Affen vermutlich besser abschneiden.

Also bewerteten die Wissenschaftler die Fähigkeit von elf Erwachsenen und jeweils 30 sechs beziehungsweise neun Monate alten Babys, sich Gesichter einzuprägen und zu identifizieren. Dazu zeigten sie ihnen gleichzeitig zwei Farbaufnahmen mit den Gesichtern von Männern und Frauen oder Javaneraffen (Macaca fascicularis). Jeweils eines der Bilder war den Probanden unbekannt, das andere hatten sie zuvor bereits gesehen. Während die Teilnehmer die Fotos eingehend betrachteten, zeichneten die Forscher per Video den Wiedererkennungseffekt auf sowie deren Tendenz, auf das fremde Objekt zu starren.

Im Vergleich zu den bereits vertrauten Fotos verbrachten die Erwachsenen eindeutig mehr Zeit damit, die Bilder unbekannter menschlicher Gesichter zu studieren. Die bekannten und fremden Gesichter der Affen schauten sie sich hingegen gleich lange an. Ähnlich verhielt es sich bei den neun Monate alten Säuglingen, während sich bei den sechs Monate alten Kindern ein gänzlich anderes Bild ergab: Verglichen mit den bekannten Fotos betrachteten jene Babys sowohl die unbekannten menschlichen Antlitze als auch die der Makaken wesentlich länger.

Mit anderen Worten ausgedrückt: Die jüngsten Versuchsteilnehmer interessierten sich in gleichem Maße für die neuen Gesichter beider Spezies, die älteren hingegen bevorzugten eindeutig die unbekannten Gesichtszüge von Menschen.

Wie die Ergebnisse nahelegen, haben kleine Kinder im Alter von einem halben Jahr offenbar noch zu wenig Erfahrungen gesammelt, um menschliche Gesichter zweifelsfrei zu identifizieren. Vermutlich schränkt sich erst im Laufe der kindlichen Entwicklung die Fähigkeit des Gehirns ein, Gesichter wahrzunehmen. Demnach stellt sich wahrscheinlich ein bestimmter Hirnbereich, der Gyrus fusiformis auf eben jenen Gesichtstyp unserer Mitmenschen ein, während er andere Formen ausblendet.

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