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Hyperriese im All: Kosmische Erdnuss: Der größte gelbe Stern

Als Star aller gelben Sonnen schafft es der Hyperiese "HR 5171 A" in die Top Ten der größten Sterne des Alls. Dabei entdecken Astronomen an ihm Spannenderes als schiere Masse.

Der Gelbe Hyperriese HR 5171 A ist ein bislang unterschätzter Gigant, berichten Astronomen der Europäischen Südsternwarte ESO nach einer intensiven interferometrischen Musterung des Sterns mit dem Very Large Telescope Interferometer (VLTI) und der Auswertung älterer Daten. Zunächst einmal ist das Objekt überraschend groß: Sein Radius entspricht dem 1315(plus/minus 260)-Fachen unserer Sonne [1]. Einen derart großen gelb leuchtenden Stern hatten Forscher bisher nicht entdeckt – ein Radius von 1000 bis 1500 Sonnenradien war bisher Roten Überriesen vorbehalten, also deutlich kühleren massereichen Sternen.

Gelber Hyperriese in weiter Ferne | Der Gelbe Hyperriese HR 5171 A ist auch in 12 000 Lichtjahren Entfernung auf der Erde noch als schwacher Lichtpunkt zu erkennen – wenn man sich auf der Südhalbkugel befindet und einen Blick auf das Sternbild Zentaurus werfen kann. Hier das Objekt in einer Teleskopaufnahme (der leuchtende Stern knapp unterhalb der Mitte).

Damit schafft es HR 5171 A knapp in die derzeit aktuelle Top Ten der größten je beobachteten Sterne; Spitzenreiter bleibt allerdings unangefochten der Stern UY Sct im Sternbild Schild mit 1708 plus/minus 192 Sonnenradien [2]. Der neu untersuchte Gelbe Hyperriese fällt den Astronomen allerdings durch eine weitere Besonderheit auf: Er wird alle rund 1300 Tage von einem kleineren Begleiter einmal umkreist. Und dies sehr eng, denn der Orbit verläuft innerhalb der Grenze des Sonnenradius, also knapp im Hyperriesen selbst. Das aus der Nähe daher wohl vage hyperriesenerdnußförmige Zwillingssystem erreicht insgesamt rund 39 Sonnenmassen, berechnen die Wissenschaftler um Oliver Chesneau vom Observatoire de la Côte d'Azur in Nizza. Von der rund 12 000 Lichtjahre entfernten Erde aus ist HR 5171 mit bloßem Auge aus unter guten Bedingungen gerade noch im im Südhimmel-Sternbild Zentaurus zu erkennen

Hyperiese mit Begleiter

Gelbe Hyperriesen gehören zu den seltensten Sternen im Universum; bislang haben Forscher in unserer Milchstraße gerade einmal zehn eindeutig identifiziert. Wahrscheinlich durchlaufen Sterne nur eine kurze Übergangszeit in ihrer Entwicklung als Gelbe Hyperriesen, weshalb sie selten beobachtet werden. Dabei ist sogar ungeklärt, welche Sterne ihre Vorläufer sein könnten: Eine Theorie geht davon aus, dass Gelbe Hyperriesen typischerweise aus Roten Überriesen entstehen, um dann recht bald zu so genannten Leuchtkräftigen Blauen Veränderlichen oder Wolf-Rayet-Sternen zu werden.

© ESO
Gigantisches Binärsystem: Gelber Hyperriese mit Begleiter
Astronomen der ESO haben mit dem VLTI in Chile ein gigantisches Zwillingssystem entdeckt. Einer der größten Sterne überhaupt – der gelbe Hyperriese HR 5171 A – hat einen kleineren Begleiter, der ihn mehr als dicht umkreist.

Charakteristisch für Gelbe Hyperriesen ist zudem ihre schwankende Leuchtkraft: Sie gehören zu den einer bestimmten Klasse von Veränderlichen Sternen. Schwankungen in der Helligkeit resultieren aus wiederholtem plötzlichen Auswurf großer Massen des Sterns. Die abgestoßene Materie absorbiert dann Strahlung des Sterns und strahlt sie kälter und im Infrarot wieder ab. Diese energieärmere Strahlung wird aber stark von Staub der Umbgebung absorbiert – insgesamt erscheint der Stern dadurch plötzlich viel dunkler. Beim System HR 5171 A dürfte der kleinere Begleiter aber einen zusätzlichen Einfluss ausüben, weil er den Masseauswurf sicherlich stark beeinflusst. Womöglich ist derartiges auch typisch für andere Gelbe Hyperriesen und erklärt manche Sonderbarkeit dieses Sterntyps – das System müsse jedenfalls unbedingt weiter genau unter die Lupe genommen werden, finden die ESO-Astronomen.

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