Unheimliche Begegnungen: Kosmische Nachbarn schicken Kometen
Der dichte Verkehr in unserer stellaren Nachbarschaft schüttelt permanent Kometen ins innere Sonnensystem. Zu diesem Schluss kommt Coryn Bailer-Jones vom Max-Planck-Institut für Astronomie anhand von Daten des Satelliten Gaia, der die Umgebung der Sonne kartiert. Wie er in seiner auf der Preprint-Plattform arXiv.org zugänglichen Veröffentlichung schreibt, nähern sich bis zu zwei Dutzend Sterne pro Million Jahre der Sonne auf weniger als ein Parsec (3,26 Lichtjahre), auf weniger als fünf Parsec nähern sich sogar einige hundert. All diese Sterne sind der Sonne nah genug, um die Bahnen von Objekten in der Oortschen Wolke zu beeinflussen, dem Ursprungsort der Kometen. Kometen werden also nicht von einzelnen stellaren Wanderern ins Innere des Sonnensystems abgelenkt – die ganze Zeit regnen potenziell tödliche Brocken aus der durchgerührten Wolke.
Sciencefiction-Fans wissen: Besucher aus den Tiefen des Weltalls sind oft keine gute Nachricht. Sogar wenn sie gebührend Abstand halten, können sie durch ihre Schwerkraft die Bahnen der Eisbrocken verändern. Schon frühere Schätzungen hatten ergeben, dass so nahe Sternbegegnungen keineswegs ungewöhnlich sind. Dank der jetzt veröffentlichten Daten von Gaia ist die Kalkulation von Bailer-Jones jedoch deutlich genauer und erfasst erstmals auch die Unsicherheit der Berechnung. Demnach sind es 21,8 ± 2,4 Sterne pro Jahrmillion, die sich auf ein Parsec oder weniger nähern. Manche Sterne kommen dem Sonnensystem sogar noch deutlich näher. Schon in etwa 1,3 Millionen Jahren wird der Zwergstern Gliese 710 sich dem Sonnensystem auf nur 16 000 Astronomische Einheiten nähern – und fliegt damit mitten durch die Oortsche Wolke. Wenn es die Menschheit dann noch gibt, darf sie sich auf spektakuläre Kometen am Nachthimmel freuen.
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