Beobachtungstipp: Kosmischer Hundeknochen bedeckt Stern
Am frühen Morgen des 12. März 2015 wird der seltsam geformte Asteroid (216) Kleopatra einen rund 8 mag hellen Stern im eher unscheinbaren Sternbild Becher (lateinisch: Crater) bedecken. Das Ereignis ist für 2:07 Uhr MEZ vorhergesagt. Dabei sinkt die kombinierte Helligkeit des Sterns HIP 54599 und von Kleopatra für wenige Sekunden von rund 3,9 mag auf nur noch 11,9 mag ab. Zum Zeitpunkt der Bedeckung steht HIP 54599 rund 27 Grad über dem südwestlichen Horizont. Die durch den Asteroiden erzeugte Schattenzone wandert von Südost nach Nordwest, also aus der Schweiz und Österreich heraus über den Südwesten Deutschlands, das Elsass und die Beneluxländer. Zufälligerweise ist während der Bedeckung der längliche Asteroid so orientiert, dass seine Längsachse quer zum Schattenpfad liegt. Daraus ergibt sich dessen ungewöhnliche Breite von rund 240 Kilometern.
Kleopatra wird von zwei kleinen Monden begleitet. Einer von ihnen, die nur etwa sieben Kilometer große Cleoselene, wird ebenfalls einen Schatten werfen. Allerdings ist dieser sehr schmal und liegt weiter östlich als der Schatten von Kleopatra. Er ist in der beigestellten Karte als grüner Doppelstrich parallel zur breiten Schattenzone von Kleopatra zu sehen. Die Bedeckung dauert nur eine halbe Sekunde und findet rund 20 Sekunden vor dem Hauptereignis statt.
Durch erdgebundene Radarbeobachtungen zeigte sich, dass (216) Kleopatra eine sehr ungewöhnliche Form aufweist. Sie ist rund 220 Kilometer lang, aber nur 80 bis 90 Kilometer breit. In der Mitte ist sie deutlich eingeschnürt und erinnert daher an einen Hundeknochen. Durch die Beobachtung der Sternbedeckung lässt sich ihre Form und Orientierung im Raum noch sehr viel genauer bestimmen. Je mehr Beobachter die Bedeckung registrieren, umso genauer lässt sich ein Profil des Himmelskörpers erstellen. Auch wenn Sie nichts von der Bedeckung bemerken, ist das ein für die Astronomen wertvolles Ergebnis. Ihre Beobachtungen können Sie bei der Organisation Euraster in ein Internetformular eintragen und sich auf diese Weise an der Erforschung eines rätselhaften Himmelskörpers beteiligen.
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