News: Kräftige Jungs müssen mehr
Beim Galizischen Sumpfkrebs (Astacus leptodactylus) kommen kleinere und größere Rangeleien häufiger vor, leben die Tiere doch dicht an dicht in Gruppen von bis zu 20 Individuen pro Quadratmeter zusammen. Dass sie bei ihren Streitigkeiten diese etwas unappetitlichen Argumente einsetzen, konnten jetzt zwei Wissenschaftler von der Universität Konstanz enthüllen.
Dabei mussten Thomas Breithaupt, der jetzt an der University of Hull tätig ist, und seine Kollegin Petra Eger zu einem kleinen Trick greifen, um den normalerweise unsichtbaren Krebsurin aufzuspüren: Sie färbten das Wässerchen der Flusskrebse mit dem Farbstoff Fluorescein. Sobald jetzt zwei kampfesmutige Tiere aufeinander losgingen, ergoss sich nach kurzer Zeit eine grünlich fluoreszierende Wolke über den schwächeren der beiden Kontrahenten.
Dabei erwies sich der angreifende Krebs als durchaus zielsicher: Mit seinen Kiemen steuerte er den Urinstrahl genau auf sein Gegenüber, der sich davon sichtlich beeindrucken ließ. Je aggressiver und siegessicherer das Tier, desto größer erwies sich bei ihm das kleine Geschäft. Friedliche Tiere zeigten sich dagegen wesentlich zurückhaltender.
"Die Urinabgabe sagt: Pass auf, ich bin gefährlich", vermutet Jelle Atema von der Boston University. Offensichtlich erkennen die Krebse an einem bestimmten, noch unbekannten chemischen Stoff im Urin den Ernährungs- und Gesundheitszustand des Rivalen. Deswegen erweisen sich nur die Tiere als "spendabel", die besonders fit und couragiert sind. Schwächere Artgenossen beherrschen sich stattdessen, um nicht zu viel von sich zu verraten. "Es ist nicht immer klug, seiner Umgebung mitzuteilen, in welcher Verfassung man sich gerade befindet", erläutert Breithaupt diese vornehme Zurückhaltung.
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