Selbstmedikation: Kranke Ameisen schlucken Wasserstoffperoxid
Leiden Ameisen an einer gefährlichen Pilzinfektion, behandeln sie sich selbst mit Wasserstoffperoxid. Das beobachteten nun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der Universität Helsinki in Finnland. Das Bleich- und Desinfektionsmittel ist eigentlich giftig für die Tiere und befördert sie in manchen Fällen sogar früher ins Grab als eigentlich vorgesehen. Grauschwarzen Sklavenameisen (Formica fusca), die von einem Pilz der Art Beauveria bassiana befallen sind, hilft die Chemikalie jedoch beim Überleben, wie Laborexperimente des Forscherteams offenbarten: Nippten die kranken Insekten vorsichtig an einer Zuckerlösung, die mit Wasserstoffperoxid versetzt war, war ihre Chance um rund 20 Prozent höher, die Infektion letztlich unbeschadet zu überstehen.
Im Falle einer Pilzerkrankung wandten sich die Ameisen ganz von alleine bevorzugt der Wasserstoffperoxid-Lösung zu und konsumierten diese in vorsichtigen Mengen, obwohl sie sie im gesunden Zustand neben einer normalen Honiglösung eher verschmähten. Ob die Ameisen tatsächlich wissen, dass sie krank sind, können die Forscher aus ihren Versuchsdaten nicht ableiten. Offenbar ändert die Infektion aber zumindest ihr Verhalten. In der Natur können kranke Ameisen Chemikalien aufnehmen, die ähnlich wie Wasserstoffperoxid wirken, wenn sie beispielsweise totes Pflanzenmaterial oder die Kadaver von Artgenossen oder anderen Insekten verspeisen, so die Wissenschaftler.
Hinweise darauf, dass nicht nur Menschen, sondern auch Tiere sich bei Krankheit relativ gut selbst zu helfen wissen, konnten Forscher in der Vergangenheit bereits bei vielen Arten finden. So nehmen an Malaria erkrankte Schimpansen etwa die Blätter von ganz speziellen Pflanzen zu sich, die nachweislich ähnliche Wirkstoffe enthalten, wie die gängigen Malariamittel des Menschen. Ob aber wirklich die Krankheit ausschlaggebend für die plötzliche Ernährungsumstellung ist, lässt sich häufig nur schwer ermitteln.
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