Sozialverhalten: Kraulen ist unhygienisch und unverzichtbar
Der Braune Klammeraffe(Ateles hybridus) ist wie viele andere Affen und nahe Verwandte ein kuschelbedürftiges und grundsätzlich soziales Wesen: Gemeinsame gegenseitige Fellpflege sorgt für gute Stimmung in der Affenbande. Allerdings auch dafür, dass sich alle gegenseitig mit Wurmparasiten anstecken, wie nun Thomas Gillespie von der Emory University und seine Kollegen festhalten: Fast jede Handlung in einem sozialen Kontext habe eben neben Vorteilen auch Nachteile, so die Verhaltensforscher.
Sie hatten über zwei Jahre hinweg eine Gruppe von 16 Klammeraffen im Regenwald von Zentralkolumbien beobachtet und dabei allerlei über deren Leben herausgefunden. Vor allem bilden die Tiere immer wieder gerne kleinere, wechselnde Grüppchen, die zum Beispiel gemeinsam auf Nahrungssuche gehen, sich dann aber nach einiger Zeit wieder auflösen und anders zusammengesetzt neu bilden. Bei der Datenauswertung solcher Kontakte und dem Abgleich von Kotproben fiel den Forschern nun auf, dass gerade das "Grooming"-Verhalten – also die soziale Fellpflege – mit der Ausbreitung der beiden Wurmparasiten Strongyloides und Trichostrongylus einhergeht.
Eigentlich hatte man zuvor angenommen, dass die Affen sich eine Wurminfektion vor allem über einen achtlosen Umgang mit herumliegenden Fäkalien und verschmutzen Essensresten zuziehen. Gerade die Fellpflege scheint aber deutlich bedeutsamer. Die Infektionsgefahr sei indes kein Grund für die Tiere, auf den engen Kontakt zu verzichten: Immerhin sind die Allerweltswürmer harmlos – und ein sanitär vorteilhaftes Außenseiterdasein vergleichsweise unerträglich.
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