Pharmaindustrie: Krebsmedikamente billiger als gedacht
Pharmaforschung sei teuer, heißt es aus der Industrie, wenn es um die hohen Kosten neuer Medikamente geht. Allerdings ist Pharmaforschung anscheinend zumindest teilweise deutlich preiswerter als behauptet – und damit auch einträglicher. Zu diesem Schluss kommen jedenfalls Vinay Prasad von der Oregon Health and Science University und Sham Mailankody vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York anhand der Daten von zehn Krebsmedikamenten, die von 2006 bis 2015 in den USA zugelassen wurden. Wie sie in "JAMA Internal Medicine" berichten, liegt der Median der entsprechenden Entwicklungskosten bei 650 Millionen US-Dollar – nur etwas mehr als ein Fünftel der üblicherweise veranschlagten Kosten von über zweieinhalb Milliarden Dollar.
Vinay Prasad ist ein bekannter Kritiker des US-Gesundheitssystems, unter anderem befasste er sich in der Vergangenheit mit überzogenen Heilsversprechen individualisierter Krebstherapie. Nun nimmt er die seiner Meinung nach überdimensionierten Profite neuer Krebsmedikamente aufs Korn. Er analysierte dafür die Daten von Unternehmen, die je nur ein einzelnes Produkt entwickelten, so dass die Kosten für das Medikament den gesamten Forschungskosten des Unternehmens entsprechen. Zusammengenommen spielten die zehn betrachteten Medikamente bereits mehr als das Siebenfache ihrer Entwicklungskosten ein, und sie werden es auch noch mehrere Jahre tun. Krebsmedikamente zu entwickeln sei lukrativer, als die Hersteller es gemeinhin zugeben, so das Fazit der beiden Autoren. Allerdings ist unklar, ob die Analyse die Kostenstruktur der gesamten Medikamentenentwicklung wiedergibt – teilt man die Forschungsbudgets der Industrie durch die Zahl der je Unternehmen zugelassenen Medikamente, kommen weit höhere Kosten pro Präparat heraus.
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