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Dunkle Materie: Kritik an "neuer Physik" im Radiosignal

Zu früh gefreut? Vermeintlich spektakuläre Daten über die Zeit nach dem Urknall könnten eine deutlich irdischere Ursache haben.
Dunkle Materie – supraflüssig

Nur zwei Tage nachdem das Team des Radioteleskops EDGES mögliche Indizien für Dunkle Materie vor der Entstehung der ersten Sterne präsentierte, regt sich Kritik an der Interpretation der Daten. Die Arbeitsgruppe hatte aus ihren Daten herausgelesen, dass das Wasserstoffgas einige Dutzend Millionen Jahre nach dem Urknall kühler war als gedacht – und Dunkle Materie mit bestimmten Eigenschaften könne die Differenz erklären. Das erweist sich womöglich als voreilig. Fachleute bemängeln, die vermeintlich verräterische Delle im Spektrum könnte auch durch die Eigenschaften der Antennen selbst zu Stande kommen.

So weist der Kosmologe Aaron Parsons von der University of California darauf hin, dass in der Veröffentlichung selbst regelmäßige Schwankungen im Sichtfeld des Teleskops ausgewiesen werden, die zum vermeintlichen Signal passen. Dabei dreht sich die Debatte weniger um die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit des Teams als um die verfrühte Veröffentlichung vermeintlich sensationeller Deutungen neu erhobener und noch nicht unabhängig geprüfter Daten. Der Fall erinnert schon jetzt an das 2014 von der BICEP2-Kollaboration entdeckte "Urknallecho", das ebenfalls schnell in die Kritik geriet und von dem am Ende langer und für die Beteiligten unerfreulicher Diskussionen nichts übrig blieb. Bereits damals kritisierten Fachleute die voreilige Verkündung schlecht gesicherter Ergebnisse.

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