Vielzeller: Kroch das Leben schon viel früher ans Land?
Schon im Präkambrium vor knapp 600 Millionen Jahren lebten auf der Erde nicht nur Einzeller: Uralte Fossilien verraten, dass damals eine vielschichtige und bizarre Fauna offensichtlich kompliziert aufgebauter Wesen durch den Schlamm der Urmeere kroch. Und womöglich haben sich einige der Organismen auch damals schon gelegentlich an Land getraut, meinen jetzt Paul Strother vom Boston College und seine Kollegen.
Lange Zeit galt als nachgewiesen, dass erst im Zeitalter des Silur, also vor weniger als 450 Millionen Jahren, erstmals Pflanzen nicht nur im Meer, sondern auch an Land wuchsen; die ersten Tiere wechselten indes noch etwas später auf die feste Erde. Seit einiger Zeit irritieren Evolutionsforscher aber merkwürdige Strukturen und chemische Veränderungen in Böden, die schon in viel weiter zurückliegenden Zeiten nicht unter Meerwasser, sondern an der Luft gelegen hatten. Einige Wissenschaftler glauben, dass diese Spuren belegen, dass bereits im Präkambrium mehr als nur ein paar Bakterien an Land lebten. Strothers Team hat eine der fraglichen Fundstellen nun genauer untersucht: die Torridonian-Formation in Nordwestschottland.
Die Strukturen seien eindeutig Überbleibsel von verschiedenen Arten präkambrischer Eukaryonten, so die Forscher, also Zellen mit echtem Zellkern, wie sie ebenso die heute lebenden Vielzeller haben: Sie zeigen Dauerstadien mit komplex aufgebauten Schutzschichten, asymmetrische, ehemals organische Strukturen und verschiedene Thalli, also unstrukturierte Vegetationskörper, die für frühe mehrzellige Pflanzen typisch sind. Die Funde bewiesen erstmals direkt komplexe Organismen, die im Süßwasser an Land und teilweise wohl sogar direkt außerhalb feuchter Ökosysteme gelebt haben müssen, freuen sich die Forscher. Die Torridonian-Fauna sei derart vielgestaltig, dass sie sich wahrscheinlich schon seit längerer Zeit entwickelt haben müsse, meinen Strother und seine Kollegen. Die Evolution des Lebens an Land habe demnach schon viel früher begonnen als vermutet.
Womöglich stützt die Studie sogar eine Außenseitermeinung in der Evolutionsforschung, nach der die frühesten Lebensformen auf der Erde – etwa die Cyanobakterien –, gar nicht im Meer, sondern im Süßwasser entstanden sind. Süßwassertümpel auf der frühen Erde könnten die Evolution des Lebens beschleunigt haben, weil sie viel wandelbarer als die Tiefsee sind, spekulieren Strother und Kollegen: Außerhalb des Meeres schwanken die Temperatur und die physiochemische Bedingungen viel stärker, was wechselnde und förderliche Reize für die Evolution des Lebens gesetzt haben könnte. (jo)
Lange Zeit galt als nachgewiesen, dass erst im Zeitalter des Silur, also vor weniger als 450 Millionen Jahren, erstmals Pflanzen nicht nur im Meer, sondern auch an Land wuchsen; die ersten Tiere wechselten indes noch etwas später auf die feste Erde. Seit einiger Zeit irritieren Evolutionsforscher aber merkwürdige Strukturen und chemische Veränderungen in Böden, die schon in viel weiter zurückliegenden Zeiten nicht unter Meerwasser, sondern an der Luft gelegen hatten. Einige Wissenschaftler glauben, dass diese Spuren belegen, dass bereits im Präkambrium mehr als nur ein paar Bakterien an Land lebten. Strothers Team hat eine der fraglichen Fundstellen nun genauer untersucht: die Torridonian-Formation in Nordwestschottland.
Die über eine Milliarde Jahre alten Bodenschichten lagen im Präkambrium unter Süßwasser und fielen gelegentlich trocken, wie verschiedene Indizien zeigen: So erkennt man etwa noch heute Stellen, die durch Regentropfen entstanden sind und finden sich Ablagerungen, wie sie nur in Seen entstehen. Zudem zeigen sich Risse, die beim Austrocknen an der Luft auftreten. Strother und seinen Kollegen gelang es nun, aus diesen Sedimenten sehr gut erhaltene, dreidimensionale Fossilienreste zu gewinnen und zu untersuchen.
Die Strukturen seien eindeutig Überbleibsel von verschiedenen Arten präkambrischer Eukaryonten, so die Forscher, also Zellen mit echtem Zellkern, wie sie ebenso die heute lebenden Vielzeller haben: Sie zeigen Dauerstadien mit komplex aufgebauten Schutzschichten, asymmetrische, ehemals organische Strukturen und verschiedene Thalli, also unstrukturierte Vegetationskörper, die für frühe mehrzellige Pflanzen typisch sind. Die Funde bewiesen erstmals direkt komplexe Organismen, die im Süßwasser an Land und teilweise wohl sogar direkt außerhalb feuchter Ökosysteme gelebt haben müssen, freuen sich die Forscher. Die Torridonian-Fauna sei derart vielgestaltig, dass sie sich wahrscheinlich schon seit längerer Zeit entwickelt haben müsse, meinen Strother und seine Kollegen. Die Evolution des Lebens an Land habe demnach schon viel früher begonnen als vermutet.
Womöglich stützt die Studie sogar eine Außenseitermeinung in der Evolutionsforschung, nach der die frühesten Lebensformen auf der Erde – etwa die Cyanobakterien –, gar nicht im Meer, sondern im Süßwasser entstanden sind. Süßwassertümpel auf der frühen Erde könnten die Evolution des Lebens beschleunigt haben, weil sie viel wandelbarer als die Tiefsee sind, spekulieren Strother und Kollegen: Außerhalb des Meeres schwanken die Temperatur und die physiochemische Bedingungen viel stärker, was wechselnde und förderliche Reize für die Evolution des Lebens gesetzt haben könnte. (jo)
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