Der Sternenhimmel im Juni: Krone, Held und Waage
Der Juni bietet eine Reihe unauffälliger, aber einprägsamer Sternbilder.
Nach Einbruch der Dunkelheit strahlt im Süden ein Lichtpunkt, der heller ist als alles andere am Himmel. Das ist Jupiter, der zurzeit im Sternbild Waage ("Libra") steht. Diese wurde in Rom zur Zeit Caesars als eigenstandiges Sternbild eingeführt. Sie stellt die römische Waage der Gerechtigkeit dar. Ihre Sterne wurden ursprünglich zum Skorpion gezählt und symbolisierten seine Scheren. Der nördlichste Stern der Waage ist Alpha Librae, ein schöner Doppelstern. Wenn der Himmel klar ist und Sie sehr gute Augen haben, können Sie seine beiden Komponenten bereits mit blosem Auge erkennen, ansonsten hilft ein kleiner Feldstecher. Allerdings ist die Sicht zurzeit durch Jupiter etwas eingeschränkt. Alpha Librae ist auch bekannt als Zubenelgenubi. Der Name stammt aus dem Arabischen und bedeutet südliche Klaue. Beta Librae heißt auch Zubeneschemali, nördliche Klaue.
Ein weiteres, eher unauffälliges Sternbild ist Herkules. Der berühmteste Held der griechischen Sagenwelt heißt so und stand Pate fur eines der ältesten Sternbilder. Auf unserer Übersichtskarte befindet er sich im Südwesten, fast ganz oben im Zenit. Sie können ihn etwa nach zwei Dritteln der Strecke vom hellen Arktur im Bärenhüter zu Wega in der Leier erkennen.
Er ist nicht ganz leicht zu erkennen, denn er kniet gerade und schwingt mit einer Hand eine Keule hoch über dem Kopf. Die andere Hand streckt er nach vorne. Vergleichen Sie am besten die Positionen der Sterne auf unserem Bild mit denen auf der Übersichtskarte. Das bekannteste Beobachtungsziel im Herkules ist der Kugelsternhaufen M 13. Mit einem kleinen Fernrohr konnen Sie bereits einen verschwommenen, schimmernden Ball erkennen. Erst in einem Teleskop mit mindestens sechs Zoll Öffnung (15 Zentimeter) kann er in viele kleine, glitzernde Lichter aufgelöst werden. Jeder dieser Punkte ist einer der vielen hunderttausend Sterne des Haufens. Der zweite Kugelsternhaufen im Herkules ist M 92. Er bietet im Teleskop ebenfalls einen überwaltigenden Anblick.
Nach etwa einem Drittel der Strecke von Arktur zu Wega stoßen Sie auf die Nördliche Krone ("Corona Borealis", CrB). In der griechischen Mythologie ist sie die Krone der Ariadne. Diese gab Theseus einen Wollknäuel, mit dem er aus dem Labyrinth herausfand. Die Krone besteht aus einem Halbkreis schwacher Sterne, unter denen sich nur ein Stern 2. Größe befindet. Er heißt Gemma (Alpha Coronae Borealis). Dieses Sternbild enthält einige interessante veränderliche Sterne. Wenn Sie viel Glück haben, können Sie eines Tages neben dem Halbkreis einen Stern sehen, der ähnlich hell ist wie Gemma. Dies ist die bemerkenswerte wiederkehrende Nova T Coronae Borealis, die etwa einmal im Leben eines Menschen so hell aufflackert, dass sie für das bloße Auge sichtbar wird.
Planeten im Juni
Mars und Saturn stehen während und nach der Abenddämmerung am Westhimmel. Sie haben eine beeindruckend nahe Konjunktion gegen Mitte des Monats, kurz nachdem sie auf die Krippe, den offenen Sternhaufen M 44 im Krebs ("Cancer"), gestoßen sind. Der Haken an der Geschichte ist, dass die ganze Gruppe jede Woche immer tiefer sinkt. Im letzten Drittel des Monats geht sie bereits am Ende der Dämmerung unter. In der ersten Juniwoche kriecht Saturn (1. Größe) langsam durch die südlichsten Ausläufer des Haufens, während der schwächere Mars (2. Größe) sich schnell von rechts unten annähert. Am Abend des 13. Juni sind die Planeten nur etwa ein Grad von der Krippe entfernt, jeweils auf unterschiedlichen Seiten. Das entspricht etwa der Dicke des kleinen Fingers bei ausgestrecktem Arm. Am 15. Juni können Sie mit Ferngläsern oder einem Fernrohr Mars rechts in der Mitte des Haufens sehen. Letztendlich kommen sich Mars und Saturn am 17. Juni am nächsten. Sie stehen dann ungefähr ein halbes Grad voneinander und etwa 1,5 Grad von M 44 entfernt.
Merkur steigt gegen Mitte des Monats aus dem Sonnenuntergang auf. Er befindet sich dann mehr als 1,7 Grad unterhalb von Saturn und Mars, knapp sechs Grad unterhalb von Kastor und Pollux in den Zwillingen (Gemini). Jupiter leuchtet bei Einbruch der Nacht einsam im Süden. Er ist mit 2,4ter Größe heller als jeder andere Lichtpunkt am Abendhimmel und entfernt sich im Lauf des Monats deutlich von Alpha Librae nach rechts in Richtung Westen.
Venus geht schrecklich früh auf, etwa zwei Stunden vor dem frühesten Sonnenaufgang des Jahres. Kurz nachdem sie aufgestiegen ist, können Sie zu Monatsbeginn links von ihr und gegen Ende über ihr die Plejaden erkennen. Ein paar Tage später läuft sie auf Aldebaran (Alpha Tauri) zu.
Der Mond steht am Abend des 7. und 8. Juni bei Jupiter. Am Morgen des 22. und 23. zeichnet die abnehmende Mondsichel mit Venus und den bedeutend schwächeren Plejaden eine schöne Figur an den Himmel. Am 27. Juni finden Sie die zunehmende Mondsichel in der Abenddämmerung oberhalb von Merkur und rechts von Saturn. Am nächsten Abend ist der Mond direkt über Mars und auf der anderen Seite von Saturn. Die Sonne erreicht am 21. Juni um 14.26 Uhr MESZ die Sommersonnenwende – damit beginnt auf der Nordhalbkugel der Sommer.
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