News: Krumme Hinweise auf dunkle Materie
Was Astronomen schon seit vielen Jahren versuchen nachzuweisen, gelang nun gleich drei Wissenschaftlergruppen innerhalb von wenigen Tagen: Sie konnten winzige Verformungen sehen, die nach Meinung der Forscher Hinweise auf gigantische Massekonzentrationen im Universum sind. Die Wissenschaftler eines Forscherteams vom Canada-France-Hawaii Telescope (CFHT) in Hawaii gaben ihre Entdeckung am 27. Februar 2000 auf Astro-Ph bekannt. Das ist ein Internet-Server, der vom Los Alamos National Laboratory in New Mexico unterhalten wird. Nur fünf Tage später folgte eine Gruppe, die am William Herschel Telescope auf den Kanarischen Inseln arbeitet und eine Gruppe vom Cerro Tololo Inter-American Observatory in Chile. Kurz darauf machten die Forscher vom CFHT deutlich, sie seien die Ersten gewesen, die von diesem Phänomen berichtet hätten.
Um den Gravitations-Effekt sehen zu können, mussten die Forscher ähnliche Verzerrungen, die durch die Atmosphäre und das Teleskop selber verursacht werden, herausfiltern. Dafür betrachteten sie Sterne aus unserer Milchstraße, denn in so kurzer Entfernung können Deformationen durch Massekonzentrationen noch nicht sichtbar werden und alle detektierten Verformungen müssen atmosphärische oder optische Gründe haben. Anschließend rechneten die Forscher die verschwommenen Sterne in scharfe Punkte zurück. Die gleichen Korrekturen wandten sie auf die Formen der Galaxien im selben Himmelsabschnitt an. Da sie die atmosphärischen und optischen Störungen somit eliminiert hatten, konnten sie alle beobachteten Verzerrungen auf Massekonzentrationen dunkler Materie zurückführen. Allerdings waren die Verformungen so gering, dass jede Gruppe einige zehntausend Galaxien auswerten musste, um sie überhaupt nachweisen zu können.
Der Beweis, dass solche Massekonzentrationen die Verzerrungen ausgelöst haben könnten, "liegt jenseits von 'möglicherweise ist es richtig'", sagt Timothy MacKay, Astrophysiker an der University of Michigan, Ann Arbor, und meint, es müssten nun schnell präzisere Messungen folgen. "Was wir wirklich sehen wollen, ist die kosmische Infrastruktur, das Netz der gigantischen Massekonzentrationen, welches das Universum zusammenhält", sagt Michael Turner von der University of Chicago. "Und Verformungen von Galaxien sind der richtige Weg dahin."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 20.1.2000
"Die im Dunkeln sieht man manchmal doch"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 20.8.1998
"Dicke, dunkle Klumpen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 18.5.1999
"Die schönsten kosmischen Linsen"
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