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Schwangerschaft: Blutdruck wirkt sich auf Erfolg künstlicher Befruchtungen aus

Selbst Blutdruckwerte, die noch als normal gelten, können die Chancen einer künstlichen Befruchtung mindern. Sind die aktuellen Blutdruckempfehlungen für Frauen mit Kinderwunsch überholt?
Porträt eines Babys, das nach dem Baden in ein Kapuzentuch gewickelt ist
Frauen, die nicht auf natürlichem Weg schwanger werden, können sich womöglich mit einer künstlichen Befruchtung den Kinderwunsch erfüllen. Doch etwa jede vierte Beziehung in Deutschland bleibt ungewollt kinderlos.

Ein erhöhter Blutdruck ist seit Langem bekannt als Ursache für chronische Nierenerkrankungen, koronare Herzkrankheiten und Schlaganfälle. Doch der Blutdruck kann auch den Erfolg einer künstlichen Befruchtung beeinflussen. Eine Studie eines Forscherteams des größten Zentrums für In-vitro-Fertilisation (IVF) in China (Reproductive and Genetic Hospital, CITIC-Xiangya) und der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) zeigt: Schon ein Blutdruck, der zwar hoch, aber noch innerhalb der gewünschten Norm liegt, reicht aus, um die Chancen auf ein Baby zu verringern.

Die Forscherinnen und Forscher werteten für die Studie bei mehr als 73 000 Frauen aus, ob bei ihnen ein Zusammenhang zwischen ihrem Blutdruck und dem Schwangerschaftserfolg bestand. Die Frauen hatten zwischen 2016 und 2020 alle zum ersten Mal eine künstliche Befruchtung (IVF oder intrazytoplasmatische Spermieninjektion, ICSI) am CITIC-Xiangya durchführen lassen. Vor Beginn der Behandlung wurde sowohl der systolische (SBP) als auch der diastolische Blutdruck (DBP) gemessen. Neben der Rate der lebend geborenen Kinder wurde auch erfasst, ob sich überhaupt eine Schwangerschaft einstellte oder sich eine Fehlgeburt oder Eileiterschwangerschaft ereignete.

Die Ergebnisse zeigen, dass ein höherer systolischer Blutdruck, der jedoch noch im normalen Bereich lag, die Wahrscheinlichkeit verringert, ein Kind zu gebären. Ein Anstieg des SBP um 10 mmHg führte zu einer 1,2 Prozent geringeren Chance auf eine Lebendgeburt. Für den diastolischen Blutdruck wurde keine signifikante Korrelation zur Geburtenrate festgestellt.

Ein höherer SBP war zudem mit einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten im ersten Trimester, Schwangerschaftsdiabetes und schwangerschaftsbedingtem Bluthochdruck verbunden. Bei Frauen mit Bluthochdruck war die Lebendgeburtenrate um 5,4 Prozent niedriger pro Anstieg um 10 mmHg.

Dass nicht nur Bluthochdruck, sondern bereits Blutdruckwerte im hohen Normalbereich die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft bei einer künstlichen Befruchtung beeinflussen, war laut den Forschern bislang nicht bekannt und sollte zukünftig bei der Therapie von unfruchtbaren Frauen berücksichtigt werden. Die Studie legt nahe, dass eine Kontrolle und gegebenenfalls Senkung des Blutdrucks bei Frauen, die sich einer IVF- oder ICSI-Behandlung unterziehen, die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft erhöhen könnte.

»Es wäre auch interessant zu untersuchen, ob diese Ergebnisse auf Frauen zutreffen, die auf natürlichem Wege schwanger werden«, erklärt Bernhard Krämer, Direktor der V. Medizinischen Klinik der UMM. »Falls dies der Fall ist, müssten die Blutdruckrichtlinien, die bisher vor allem auf kardiovaskulären Gesundheitsdaten basieren, für Frauen mit Kinderwunsch überdacht werden.«

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  • Quellen
Fertility and Sterility 10.1016/j.fertnstert.2024.05.150, 2024

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