Sternentwicklung: Kugelsternhaufen schwindeln bei ihrem Alter
Kugelsternhaufen, die zum selben Zeitpunkt entstanden, entwickeln sich völlig unterschiedlich voneinander. Das fand jetzt eine Forschergruppe heraus, indem sie 21 dieser Sternschwärme untersuchte und feststellte, dass man ihnen ihr gemeinsames Alter heute gar nicht mehr ansieht. Dazu werteten Francesco Ferraro von der Universität Bologna und seine Mitarbeiter Aufnahmen des Hubble-Weltraumteleskops und von drei erdgebundenen Teleskopen aus. In diesen untersuchten sie die Verteilung besonders massereicher Sterne in den Haufen.
Bis auf eine Ausnahme betrugen die bekannten Alter dieser Haufen zwischen 12 und 13 Milliarden Jahre – damit sind sie fast so alt wie unser Universum. Bisher dachten Forscher, ein Indiz des Alters solcher Kugelsternhaufen sei die Verteilung ihrer massereichen Sterne. Die Vermutung war, dass diese Sterne in einem jungen Haufen willkürlich verstreut sind, sich in einem alten Haufen jedoch in dessen Zentrum konzentrieren.
Denn so wie schwere Elemente – beispielsweise Eisen – in das Innere der Erde absinken, so wurde auch von massereichen Sternen erwartet, dass sie sich mit der Zeit ins Innere eines Kugelsternhaufens begeben. Die systematische Auswertung der 21 Kugelsternhaufen zeigt jedoch ein anderes Verhalten: Auf manche Haufen trifft die Vorhersage zu – bei anderen wiederum finden sich trotz des hohen Alters immer noch massereiche Sterne in den äußersten Randbereichen. Diese Haufen haben es also geschafft, die Struktur aus ihrer Jugend beizubehalten. Ein Beispiel für einen sehr alten, aber jung erscheinenden Kugelsternhaufen ist Omega Centauri am Südhimmel.
Um die Verteilung massereicher Sterne in einem Kugelsternhaufen zu untersuchen, verwendeten die Forscher einen besonders langlebigen Sterntyp: den der "Blauen Nachzügler". Zwar sollten auch solch massereiche Objekte wie Neutronensterne im Lauf der Zeit in das Innere eines Kugelsternhaufens absinken, aber wegen ihrer geringen Leuchtkraft sind diese kaum zu beobachten. Blaue Nachzügler sind jedoch helle Riesensterne, und Francesco Ferraro und sein Team studierten ihre Verteilungen stellvertretend für alle massereichen Objekte. Blaue Nachzügler entstehen beispielsweise, wenn in einem Doppelsternsystem einer der Partner ständig dem anderen Materie abzweigt oder die beiden Sterne sogar verschmelzen. Aber auch bei der Kollision zweier Sterne kann solch ein Nachzügler entstehen.
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