Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Kugelsternhaufen und Riesenplaneten
Die besten Chancen für interessante Beobachtungsziele bestehen nach Mitternacht, wenn im Osten schon Sternbilder des Sommerhimmels zu sehen sind. Sie beherbergen einige helle Kugelsternhaufen, die sich schon gut mit kleineren Teleskopen beobachten lassen.
Am höchsten steht derzeit Messier 3 zwischen den Sternbildern Jagdhunde, Haar der Berenike und Bärenhüter. Durch seine Nähe zu Arktur, dem Hauptstern im Bärenhüter, ist er leicht zu finden. Seine Position bildet zusammen mit Arktur und Rho Bootis ein gleichseitiges Dreieck. Die Ausläufer des Kugelsternhaufens wirken zerfasert mit einem kompakten Zentrum. Er enthält besonders viele veränderliche Sterne und ist rund 34 000 Lichtjahre von uns entfernt. Mit einer Helligkeit von 6,3 mag ist er schon gut in kleineren Teleskopen und mit dem Fernglas zu sehen. Im mondlosen Nächten ohne Lichtverschmutzung lässt er sich sogar mit bloßem Auge als unscharfer Punkt am Nachthimmel erkennen.
Ein kleines Stück weiter südlich liegt Messier 53. Das untere Ende des Bärenhüters mit Arktur und Mufrid (Eta Bootis) weist uns den Weg. Sie weisen fast genau in die Richtung von Messier 53, der zwischen Bärenhüter, Jungfrau und dem Haar der Berenike liegt. Der Kugelsternhaufen ist rund 60 000 Lichtjahre von uns entfernt und mit 7,7 mag etwas leuchtschwächer als Messier 3. Er enthält einige hellere markante Sterne im Zentrum und sieht daher im Teleskop etwas »körniger« aus.
Ein bis zwei Stunden später erreicht Messier 5 seine höchste Position über dem Südhorizont. Er befindet sich zwischen den Sternbildern Jungfrau und Kopf der Schlange, in der Nähe des Sterns Unuk (Alpha Serpens Caput). Folgt man dem unteren Ast des Sternbilds Jungfrau mit dem kleinen Stern 109 Vir an der Spitze, zeigt dieser genau auf den Kugelsternhaufen. Im Teleskop ist ein kompaktes Zentrum mit besonders vielen alten, markanten Sternen zu sehen. Messier 5 ist mit 5,7 mag der hellste von den dreien.
In den frühen Morgenstunden gehen die großen Gasplaneten Jupiter und kurz danach auch Saturn auf. Sie sind sehr hell und bei klarem Himmel kaum zu übersehen. Planeten sollte man anders als viele Nebel mit hoher Vergrößerung beobachten. Dabei tastet man sich langsam vom Übersichtsokular an die maximal mögliche Vergrößerung heran. Diese ist jeden Tag unterschiedlich, da sie stark von den Beobachtungsbedingungen abhängt. Wird die Vergrößerung zu hoch gewählt, dann wird das Bild zwar größer, aber unscharf und matschig. Es wird dabei auch zunehmend schwieriger, überhaupt den Fokus richtig zu treffen.
Bei Jupiter sind die Wolkenbänder und die vier großen Galileischen Monde interessant. Mit etwas Glück lässt sich sogar der Große Rote Fleck im südlichen Äquatorialband erkennen.
Saturn ist natürlich bekannt für sein auffälliges Ringsystem. Aber auch seine vielen Monde sind ein interessantes Detail. Der größte von ihnen ist Titan, der meistens etwas abseits von Saturn liegt und in einem warmen Orange die Sonnenstrahlen reflektiert. Die kleineren Monde sind in einer scharfen Punktwolke näher an Saturn rund um den Planeten verteilt.
Neben den vielen Objekten des Sonnensystems und darüber hinaus sollten wir aber auch nicht unseren eigenen Stern im Sonnensystem vernachlässigen. Im Moment hat die Sonne einiges zu bieten.Obwohl wir uns in einem solaren Minimum befinden, befindet sich zurzeit ein riesiger Sonnenfleck auf dem Zentralgestirn. Sonnenflecken erscheinen auf der Sonnenoberfläche dunkel, da sie im Vergleich zur umgebenden Photosphäre eine etwas geringere Temperatur haben. Für sich allein genommen würde ein Sonnenfleck immer noch extrem hell strahlen.
Für die Sonne wird kein großes Teleskop benötigt. Licht ist mehr als genug vorhanden, und für die Auflösung reichen Teleskope unter 100 Millimeter Durchmesser völlig aus. Bei Sonnenflecken kann man so verschiedene Zonen beobachten. In der Mitte befindet sich die schwarze Umbra. Dieser Bereich ist etwa 1000 Grad kühler als die restliche Photosphäre, die eine Temperatur von rund 5500 Grad Celsius aufweist. Die Umbra ist eingerahmt von der Penumbra. Dieser Bereich kann ganz unterschiedliche Ausmaße annehmen und liegt als Übergangszone mit etwa 5000 Grad Celsius im Mittelfeld. In Sonnenflecken können manchmal auch Lichtbrücken entstehen, die weit in den Fleck hineinragen oder sich sogar teilen. Bei sehr ruhiger Luft zeigt sich in der gesamten Photosphäre die Körnung der Sonnenoberfläche, die Granulation. Dieses netzartige Muster entsteht durch Konvektionsblasen, die aus dem Inneren der Sonne aufsteigen, an der Oberfläche abkühlen und wieder absinken. Eine Granulationszelle hat etwa die Größe von Deutschland. Dieser Konvektionsprozess ist sehr dynamisch. Daher ändert sich die Granulationsstruktur innerhalb von Minuten.
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