Werkzeuge: Kunst der Steinbearbeitung viel älter als gedacht
Mit ihren präzisen Einkerbungen und messerscharfen Kanten zeugen sie von ausgeprägtem handwerklichem Geschick: Vor vielen Jahrtausenden stellten unsere Vorfahren diese Steinwerkzeuge her und nutzten sie als Speerspitzen oder Messer.
Zwar gab es schon vor über zwei Millionen Jahren erste, noch ungelenk behauene Steine, eine ausgefeilte Herstellungstechnik entwickelte sich indes erst vor 20 000 Jahren – das nahmen Forscher zumindest bisher an. So alt sind nämlich die ältesten Jagdutensilien, die in Spanien und Frankreich gefunden wurden. Jetzt entdeckten Forscher jedoch in einer südafrikanischen Höhle Steingeräte aus quarzhaltigen Gesteinen, die etwa 75 000 Jahre alt sind.
Beim Versuch, diese Werkzeuge heute herzustellen, offenbarte sich die ganze Kunstfertigkeit unserer Ahnen. Die Wissenschaftler verwendeten dafür die gleichen Steine aus der Umgebung der Fundstelle und wandten Techniken an, die auch Menschen vor 75 000 Jahren nachweislich bereits kannten: Sie erwärmten die Steine, so dass in deren Innerem große Spannungen entstanden. Nun konnten sie ihnen mit einem steinernen "Hammer" zunächst eine grobe Form geben. Danach drückten sie mit einem Tierknochen Feinheiten aus den Kanten, schärften diese und brachen die typischen Einkerbungen aus dem spröden Stein.
Die Forscher gehen davon aus, dass die Menschen in Südafrika zu den ersten gehörten, die diesen hohen Stand der Steinbearbeitung erreichten. Diese Fertigkeiten kamen schließlich vor rund 60 000 Jahren mit den ersten modernen Menschen nach Europa. (cb)
© epoc
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