Ornithologie: Kunstlicht fördert den frühen Vogel
In den Metropolen ist die Nacht längst zum Tag geworden – durch das Licht von Leuchtreklamen, Straßenlampen und Scheinwerfern. Das verhindert nicht nur den ungetrübten Blick zum Himmel, sondern verwirrt zunehmend auch die Natur, wie Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen nun ein weiteres Mal bestätigen können: Viele Vögel verändern unter der nächtlichen Dauerbeleuchtung ihr Fortpflanzungsverhalten.
Bis zu 80 Minuten früher beginnen Singvögel, die am Waldrand ihr Revier aufschlagen, mit ihrem Morgenkonzert verglichen mit ihren Artgenossen, die tiefer im dunklen Wald leben – ein Effekt, den das Team um Bart Kempenaers bei vier der fünf untersuchten Arten nachweisen konnte. Vor allem Spezies, die ohnehin schon früh am Morgen zwitschern wie das Rotkehlchen, neigten dazu, ihren Gesang noch weiter vorzuziehen.
Normale Frühbrüter sind zudem oft in körperlich besserem Zustand als diejenigen, die später legen. Für die Lichtbeeinflussten trifft dieser Zusammenhang dagegen nicht zu: Sie geben ihrem Nachwuchs also eventuell weniger Energievorräte über die Eier mit. Oder sie sind nicht in der Lage, ihre Küken ausreichend mit Futter zu versorgen, wenn die Phase des höchsten Nahrungsbedarfs zeitlich nicht mehr mit dem maximalen Angebot an Raupen und anderer Beute zusammenfällt.
Und das künstliche Licht verleitet zumindest die Männchen der Blaumeisen zu häufigeren Seitensprüngen: Unter diesem Einfluss zeugen sie doppelt so viele uneheliche Jungen als ihre Artgenossen. "Es ist wahrscheinlich, dass für die Weibchen der frühe Gesang ein Signal für die Qualität eines Männchens bedeutet", sagt Kempenaers. Die Lichtverschmutzung führt also bei den Weibchen zu Fehlentscheidungen in der Partnerwahl. Ob früherer Gesang, vorgezogene Eiablage und fehlgeleitete Verpaarungen tatsächlich Folgen für die Überlebenswahrscheinlichkeit und die genetische Qualität der Nachkommen haben, sollen nun weitere Forschungen zeigen. (dl)
Bis zu 80 Minuten früher beginnen Singvögel, die am Waldrand ihr Revier aufschlagen, mit ihrem Morgenkonzert verglichen mit ihren Artgenossen, die tiefer im dunklen Wald leben – ein Effekt, den das Team um Bart Kempenaers bei vier der fünf untersuchten Arten nachweisen konnte. Vor allem Spezies, die ohnehin schon früh am Morgen zwitschern wie das Rotkehlchen, neigten dazu, ihren Gesang noch weiter vorzuziehen.
Die Wirkung der künstlich frühen Morgenstunde blieb jedoch nicht nur auf das Pfeifkonzert beschränkt: Sie wirkt sich auch ganz konkret auf die Fortpflanzung aus. Blaumeisen legten nach den Beobachtungen der Max-Planck-Forscher unter Lichteinfluss das erste Ei durchschnittlich eineinhalb Tage früher im Nest als ihre Artgenossen, die in weniger beleuchteten oder nachtschwarzen Revieren nisteten. "Normalerweise legen Weibchen, die früh mit der Eiablage beginnen, insgesamt mehr Eier. Artgenossinnen, die unter Lichteinfluss früher mit dem Brutgeschäft starten, tun dies im Schnitt dagegen nicht", erklärt Bart Kempenaers.
Normale Frühbrüter sind zudem oft in körperlich besserem Zustand als diejenigen, die später legen. Für die Lichtbeeinflussten trifft dieser Zusammenhang dagegen nicht zu: Sie geben ihrem Nachwuchs also eventuell weniger Energievorräte über die Eier mit. Oder sie sind nicht in der Lage, ihre Küken ausreichend mit Futter zu versorgen, wenn die Phase des höchsten Nahrungsbedarfs zeitlich nicht mehr mit dem maximalen Angebot an Raupen und anderer Beute zusammenfällt.
Und das künstliche Licht verleitet zumindest die Männchen der Blaumeisen zu häufigeren Seitensprüngen: Unter diesem Einfluss zeugen sie doppelt so viele uneheliche Jungen als ihre Artgenossen. "Es ist wahrscheinlich, dass für die Weibchen der frühe Gesang ein Signal für die Qualität eines Männchens bedeutet", sagt Kempenaers. Die Lichtverschmutzung führt also bei den Weibchen zu Fehlentscheidungen in der Partnerwahl. Ob früherer Gesang, vorgezogene Eiablage und fehlgeleitete Verpaarungen tatsächlich Folgen für die Überlebenswahrscheinlichkeit und die genetische Qualität der Nachkommen haben, sollen nun weitere Forschungen zeigen. (dl)
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