News: Kurzlebig, aber völlig normal
Andreas Tuerler und Heinz Gaeggeler vom Paul Scherrer Institut sowie ihre Mitarbeiter fragten sich daher, ob bereits das Bohrium die Grenze zum nicht mehr vorhersagbaren Verhalten markiert. Indem sie einen Strahl von Neon-Atomen auf Berkelium-Atome schossen, konnten die Forscher das Bohrium Isotop 267Bh mit einer Halbwertszeit von 17 Sekunden erzeugen. Das neu hergestellte Bohrium sollte sich dabei ähnlich wie seine leichteren Verwandten aus der 7. Gruppe des Periodensystems – wie beispielsweise Technetium und Rhenium – verhalten. Da es nur sehr kurzlebig war, überführten die Forscher die Atome direkt aus ihrer Geburtsstätte in eine Strömungskammer, um ihr chemisches Verhalten zu untersuchen. Hier traf das kurzlebige Element gleich anschließend mit heißem Sauerstoff und Salzsäuregas aufeinander, zwei Stoffen, mit denen Technetium und Rhenium schnell reagieren. Die Reaktionsprodukte wurden dann durch eine chromatographische Säule geleitet, wo sie auf 70 bis 180 Grad abkühlten. Insgesamt konnten die Wissenschaftler zwar in einem halben Jahr mit ihrem Experiment nur sechs brauchbare Atome des Isotops 267Bh herstellen. Doch die Atome verhielten sich genauso, wie es die Wissenschaftler zuvor vorausgesagt hatten: Sie reagierten mit Wasserstoff und der Salzsäure zu BhO3Cl, flogen durch die chemische Trennsäule und hinterließen ihr Zerfallsmuster als "Fingerabdruck" (Tagung der American Chemical Society vom 20. August 2000).
"Das ist eine außergewöhnliche Arbeit", meint Walter Loveland, Chemiker an der Oregon State University, der die Arbeit außerdem als "einzigartiges Ereignis und einen beträchtlichen Fortschritt für die Chemie hält".
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 4.2.2000
"Eine elementare Entdeckung"
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