News: Kuscheln statt Sex
Was tun? Sich als Weibchen tarnen und kuscheln, lautet die Empfehlung Rick Shines von der University of Sydney und seinen Kollegen. Denn die schon etwas wacheren, liebestollen Artgenossen schlingen sich in Knäueln von bis zu hundert Tieren um ihre Angebetete. Da fällt es gar nicht auf, wenn im Zentrum nicht das begehrte Weibchen sitzt, sondern ein frierendes Männchen, das nur so tut als ob.
Schon länger ist bekannt, dass männliche Tiere kurz nach dem Aufwachen über ihre Haut weibliche Pheromone abgeben. Bisher dachten Forscher allerdings, die noch geschwächten Schlangen wollten sich damit einen Vorteil im Kampf um ein Weibchen verschaffen, indem sie konkurrenzstärkere Artgenossen in die Irre führen und selbst eine kräfteraubende Balz vermeiden. Aber vielleicht ist die Erklärung eben viel einfacher, und die Schlaftrunkenen suchen nur eine lebende Wärmflasche.
Zum Überprüfen ihrer Annahme rückten Shine und seine Mitarbeiter den Reptilien mit Thermometern zu Leibe. Sie setzten mit Sensoren beklebte, vier Grad kalte Weibchen allein und zusammen mit liebeshungrigen Männchen in Terrarien ins Freiland. Das Wandeln auf Freiersfüßen macht die Tiere im wahrsten Sinne des Wortes "heiß" – sie sind in der Regel wärmer als 25 Grad. Eng von ihren Bewerbern umschlungen ließen sich die Schlangendamen gern davon anstecken, schneller als ihre nicht umworbenen Artgenossinnen kletterte auch ihre Temperatur auf 20 Grad. Und dass es sich dabei nicht um deren eigenes inneres Feuer der Liebe handelte, wiesen die Forscher an toten Tieren nach, die sich in solchen Paarungsknäueln ebenfalls rascher aufheizten.
Das bisschen Wärme beschleunigt auch deutlich die Rückkehr vom Pseudoweibchen ins normale Männerdasein. Denn frisch erwachte Exemplare, die sich anschließend bei molligen Temperaturen räkeln durften, verloren ihre Attraktivität für paarungsfreudige Männchen viel schneller als ihre Artgenossen, die sich erst einmal mit frostigen zehn Grad im Terrarium begnügen mussten: Als die Forscher die Tiere am Schwanz ins Balzrevier hielten, zeigten die dortigen Männchen immerhin fünf Stunden Interesse für die kalten Genossen, während sie die warmen Brüder schon nach drei Stunden links liegen ließen.
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