Katar-Krise: Labore müssen an Helium sparen
Die Handelsblockade gegen Katar führt offenbar zu einer Verknappung von Helium, das in vielen Laboren zur Kühlung supraleitender Magnete benötigt wird. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin "Nature". Der Golfstaat versorgt Krankenhäuser und Labore weltweit mit dem Edelgas, schloss aber zwei Anlagen zur Gewinnung, nachdem Saudi-Arabien und weitere Nachbarländer im Juni Exporte und Importe blockierten. Katar soll angeblich Terrororganisationen unterstützen, so die Begründung.
Wie sich nun zeigt, sind die Folgen für viele Forscher spürbar. "Die Situation ändert sich täglich", zitiert "Nature" die Chemikerin Sophia Hayes von der Washington University in St. Louis. Für den Betrieb von Kernspintomografen benötigen sie und ihre Kollegen flüssiges, minus 269 Grad kaltes Helium. Ein weiterer Wissenschaftler, der anonym bleiben möchte, berichtet, sein Labor lege derzeit Vorräte des Edelgases an, um den Betrieb wichtiger Geräte auch in Zukunft sicherzustellen.
Das Edelgas ist in geringen Mengen in manchen Erdgasquellen enthalten und wird bei der Gewinnung des fossilen Brennstoffs abgespalten. Seit einem Engpass im Jahr 2012 warnen Experten davor, das reaktionshemmende Gas zu vergeuden, etwa indem man es in Luftballons füllt oder beim Schweißen verwendet. Bei vielen Anwendungen lässt es sich mit weniger seltenen Edelgasen ersetzen. Zum Betrieb supraleitender Magnete wird Helium hingegen nach wie vor dringend benötigt.
Katar hat in den vergangenen Jahren neue Quellen erschlossen, wodurch sich die Lage auf dem Heliummarkt etwas entspannt hat. Der Golfstaat ist seitdem der weltweit größte Exporteur sowie zweitgrößter Produzent. Insgesamt deckt das Land 25 Prozent des weltweiten Bedarfs. Den größten Teil liefern nach wie vor die USA, an dritter Stelle folgt Algerien. Engpässe seien in den nächsten Monaten trotzdem unvermeidlich, sagte Phil Kornbluth, ein in New Jersey ansässiger Experte in der Heliumindustrie. Am stärksten trifft es voraussichtlich jene Länder, die Katar am nächsten liegen, aber auch Indien, China, Japan, Taiwan und Singapur.
Der Bedarf in Forschungslaboren macht nur rund sechs Prozent des Heliummarktes aus; die größten Mengen werden in der Elektronikindustrie, der Luftfahrt und für die Kernspintomografie in der Medizin benötigt. Doch wenn das Angebot knapp wird, bevorzugen Zulieferer ihre größten Kunden, weshalb gerade vergleichsweise kleine Abnehmer wie Forschungslabore von dem Engpass betroffen sein könnten.
Einige Labore haben in Geräte investiert, die das Edelgas nach seinem Gebrauch wieder verflüssigen und auffangen, bevor es in der Atmosphäre verloren geht. Das Rutherford Appleton Laboratory nahe dem englischen Oxford hat ein solches System installiert, nachdem es 2012 schon einmal zu Engpässen in der Versorgung gekommen war. Oleg Kirichek, der dort für die Instandhaltung der Geräte verantwortlich ist, braucht sich noch keine Sorgen zu machen: "Wir haben genug Helium gespeichert, um ein halbes Jahr weiterarbeiten zu können."
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