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News: Lahme Post

Heutzutage soll es ein wenig schneller gehen, aber über 2000 Jahre lang verlief die Postzustellung im Pferdegalopp - und zwar, egal ob in China des 7. oder in den USA des 19. Jahrhunderts, mit stets gleicher Geschwindigkeit.
Lahme Post
"Wir haben gesiegt!", sollen seine letzten Worte gewesen sein. Dann starb er. Jener Bote, der die Nachricht über die Vernichtung der persischen Armee bei Marathon im Jahr 490 vor Christus den ausharrenden Bürgern von Athen brachte, ging damit in die Geschichte ein. Hätte der Marathonläufer auf ein Pferd statt auf seine Beine gesetzt, um die 42,195 Kilometer zurückzulegen, dann hätte er vielleicht seinen Einsatz überlebt – schneller wäre er aber nicht unbedingt gewesen.

Denn die Kurierdienste per Pferd liefen überall – unabhängig von Zeit und Ort – mit der gleichen Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 16 Kilometer pro Stunde ab. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest Alberto Minetti von der Manchester Metropolitan University, der sich die Mühe machte, die Zustellungsgeschwindigkeiten in der Geschichte der Kurierdienste zusammenzustellen.

Insgesamt sieben historische Kurierdienste – von den reitenden Boten, die 540 vor Christus für Kyros den Großen über die persische Königstraße galoppierten, über die mittelalterlichen Postboten der ägyptischen Mameluken-Dynastie bis hin zum Pony-Express des amerikanischen Wilden Westen – lieferten dem Forscher wertvolles Datenmaterial. Dabei stellte Minetti erstaunliche Parallelen fest.

Denn in ihrer über 2000-jährigen Geschichte erreichte die Post überall etwa gleich schnell ihr Ziel. Die langsamste Zustellung mit durchschnittlich 13,3 Kilometern pro Stunde erfolgte während der chinesischen Tang-Dynastie um das Jahr 618, am schnellsten ging es mit 15 bis 20,4 Kilometer pro Stunde im Jahr 1250 unter dem Mongolenherrscher Kublai Khan. Auch die Relaisstationen, wo die Kuriere ihre Pferde wechselten, lagen – unabhängig von der insgesamt zu bewältigenden Strecke – etwa gleich weit auseinander: Während italienische Kuriere um 1425 lediglich 16 Kilometer bis zur Pause zurücklegen brauchten, mussten ihre französischen Kollegen um 1477 bis zu 28 Kilometer reiten.

Woher kommen diese von Klima und Kultur unabhängigen Ähnlichkeiten? Sie müssen mit der Physiologie des Transportmittels zusammenhängen, spekuliert der Forscher. Pferde schaffen zwar im Galopp durchaus bis zu 70 Kilometer pro Stunde, allerdings nur kurzfristig. Die Sauerstoffzufuhr kann dann den Bedarf nicht mehr decken, die Tiere müssen auf einen anaeroben Stoffwechsel umschalten. Aerob, also mit Sauerstoff, schaffen sie maximal nur 35 Kilometer pro Stunde.

Und auch dann bekommen die Pferde schnell Probleme – und zwar mit ihrer Wärmeproduktion. Um sich nicht zu überhitzen, produzieren sie bis zu 15 Liter Schweiß pro Stunde, wodurch der Stoffwechsel zusätzlich belastet wird. Als optimales Tempo kristallisieren sich so etwa 20 Kilometer pro Stunde heraus. Berücksichtigt man, dass die Kuriere nachts deutlich langsamer vorankamen, ergibt sich damit die historisch überlieferte Zustellungsdauer.

Ohne sich mit Pferdephysiologie zu beschäftigen, optimierten so die Postboten von der Antike bis zur jüngsten Vergangenheit ihr System. War allerdings eine Botschaft besonders eilig, dann liefen sie lieber selbst – manchmal mit tödlichem Ausgang.

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