Asteroidenforschung: Bilder aus dem »Drachenpalast« Ryugu
Bereits seit Juni 2018 erkundet die Sonde Hayabusa-2 den erdnahen Asteroiden Ryugu, der seinen klangvollen Namen nach einem Ort der japanischen Mythologie erhielt. Der Legende nach kehrt ein mutiger Fischer vom Palast des Drachenkönigs mit einem Schatz voller Geheimnisse zurück; analog dazu soll Hayabusa-2 Ende 2020 Gesteinsfragmente von Ryugu zur Erde transportieren. Einige »Schätze« hat die Sonde schon jetzt für die Wissenschaft geliefert. So sendete das Landemodul MASCOT (Mobile Asteroid Surface Scout) am 3. Oktober 2018 Aufnahmen von interessanten Details der Asteroidenoberfläche, die nun Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin und seine Kollegen ausgewertet haben.
Die Fotos zeigen mindestens vier deutlich unterschiedliche Typen von Gestein, von denen zwei durch MASCOT näher untersucht wurden. Die helleren Bruchstücke weisen meist glatte Oberflächen und Kanten auf, während dunklere Brocken rau und unregelmäßig geformt erscheinen. An manchen Stellen erinnert deren Textur sogar ein wenig an Blumenkohl. Auf einem der dunklen Felsen, der sich unmittelbar vor der Landeeinheit befand, sind außerdem helle Einsprengsel in der Gesteinsmatrix zu erkennen. Die größten dieser Mineralkörner messen knapp einen Zentimeter. Auf den Aufnahmen lassen sich zwei verschiedene Farben der Einschlüsse unterscheiden. Vermutlich handelt es sich bei einigen der hellen Minerale um das Silikat Olivin.
Insgesamt ähnelt die Zusammensetzung von Ryugu damit stark kohligen Chondriten, einer Klasse besonders urtümlicher Meteoriten, die sich seit der Bildung des Sonnensystems kaum verändert haben. Der Asteroid war seit seiner Entstehung vor etwa 4,5 Milliarden Jahren ebenfalls nur dem Sonnenwind ausgesetzt. Allerdings führte die Schwankung der Oberflächentemperatur um bis zu 100 Grad Celsius zur Veränderung seiner Oberfläche. Wasser dagegen scheint es auf Ryugu allenfalls in Spuren gegeben zu haben, denn sonst wären die Minerale im Gestein längst chemisch verändert. Staub findet sich auf dem »Drachenpalast« überhaupt nicht – woran das liegt, ist bislang unklar.
Warum sich der im Durchmesser kaum einen Kilometer breite Asteroid aus verschiedenen Gesteinstypen zusammensetzt, ist ebenfalls noch nicht eindeutig geklärt. Die Forscher vermuten, dass Ryugu aus zwei miteinander kollidierenden Vorläuferobjekten entstand. Alternativ könnte er jedoch auch eine Ansammlung von Trümmern sein, die sich in der Frühzeit des Sonnensystems aus einem deutlich größeren, differenzierten Himmelskörper gebildet hat.
Leider ist MASCOT längst verstummt, denn der Rover lieferte nur für die geplanten 17 Stunden Daten, darunter von seiner Landung, der Asteroidenoberfläche und den drei Sprüngen, die er mit Hilfe einer Schwungmasse absolvierte. Hayabusa-2 hingegen wird den Asteroiden weiterhin erforschen und erst 2020 zur Erde zurückkehren, Gesteinsproben inklusive. Mit diesen werden sich schließlich weitere Fragen zu Ryugu und der Frühzeit des Sonnensystems beantworten lassen.
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