Rosetta-Mission: Erneuter Kontakt mit Landesonde Philae
211 Tage hatte sie geschwiegen, die kleine Tochtersonde Philae der europäischen Kometenmission Rosetta, seit sie am 15. November 2014 nach 57 Stunden Betrieb auf der Oberfläche des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko ihren Betrieb einstellte. Nur wenige Wissenschaftler hatten noch Hoffnung auf ein Wiedererwachen, als am 14. Juni 2015 die Nachricht von neuen Funksignalen von Philae die Runde machte. Philae hatte am späten Abend des 13. Juni für 85 Sekunden Daten an Rosetta übertragen, die einen überraschend guten Zustand des Landers belegen.
Am 14. Juni bestand nun erneut Funkkontakt mit Philae. Allerdings war die Verbindung instabil und dauerte nur wenige Sekunden. Auch bei diesem kurzen Kontakt konnten einige Datenpakete an die Muttersonde Rosetta übertragen werden. Sie zeigen, dass im Inneren des Landers nun eine Temperatur von –5 Grad Celsius herrscht und die Sonde auch aus dieser Sicht voll betriebsfähig ist. Außerdem erhält Philae pro Umdrehung des Kerns mit einer Periode von 12,4 Stunden für rund 135 Minuten Sonnenlicht, bis dato waren die Forscher von nur 80 Minuten pro Umdrehung ausgegangen.
Das Wiedererwachen von Philae hat bedeutenden Einfluss auf den Betrieb der Muttersonde Rosetta. Um die Kommunikation mit Philae zu verbessern und um eine stabile Funkstrecke zu erhalten, wurde nun ihre Bahn angepasst. Derzeit befindet sich Rosetta im Formationsflug mit 67P, nicht in einer Umlaufbahn um den Kern. In den letzten Wochen hielt sich die Sonde meist rund 210 Kilometer vom Kern entfernt auf und umrundete die Sonne auf einer eigenen Bahn. Nun wurde der Abstand auf rund 180 Kilometer verringert, und Rosetta wurde mit ihrer Empfangsantenne in Richtung auf den Kometenkern ausgerichtet. Damit sollte es möglich sein, in stabilen Funkkontakt mit Philae zu treten.
Sollte dieser hergestellt werden, so warten mehr als 8000 Datenpakete auf ihre Übertragung zu Rosetta und auf die Erde. Erst nach deren Auswertung wird es möglich sein, den Zustand von Philae und ihren wissenschaftlichen Instrumenten genau zu charakterisieren. Dann können neue Untersuchungen auf dem Kern von 67P geplant werden. Zunächst würden, um die Energievorräte an Bord zu schonen, lrdiglich die Sensoren eingeschaltet, die für ihren Betrieb nur wenig Strom benötigen, zum Beispiel die Temperaturfühler von MUPUS. Darauf würden dann wohl die Kameras folgen, um sich ein Bild von der Umgebung des Landeplatzes zu machen und um festzustellen, ob sich in den mehr als sieben Monaten seit der Landung dort etwas verändert hat. Sollte die Versorgungslage noch besser werden, so ließen sich beispielsweise die Massenspektrometer an Bord reaktivieren, welche dann die derzeit aus dem Kometenkern austretenden Gase analysieren könnten. Ihr Betrieb ist aber vergleichsweise energieaufwändig.
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