Landraub in Paraguay: Den Ayoreo bleibt nur noch die Sonne
Die trockene Erde lag einst unter den Wurzeln der Bäume und nährte den Chaco-Wald. Dieser Tage wirbelt sie durch die Siedlung Campo Loro in Paraguay, wo das Volk der Ayoreo lebt. Einige der Indigenen wurden vor Jahrzehnten dorthin verschleppt. Wie Mateo Sobode Chiqueno, Chronist seines Volkes, Großvater und Farmer. Er sitzt im Halbdunkel seines mit Wellblech gedeckten Holzhauses und fährt mit einem Lappen über seine Kassetten. Auch dort der Staub.
Seit 1979 hält Chiqueno mit seinem Kassettenrekorder die Erinnerungen seiner Landsleute fest, die paraguayisch-schweizerische Regisseurin Arami Ullón Chiqueno hat ihn sieben Jahre für ihren Dokumentarfilm »Nichts als die Sonne« begleitet. Der Ayoreo möchte wissen, wie alt die Menschen bei ihrem ersten Kontakt mit Weißen waren, fragt sie nach ihrem Glauben und den alten Praktiken. Er sammelt Zeugnisse aus einem anderen Leben im Wald. Zeugnisse von seinem traumatischen Ende.
Der Gran Chaco ist nach dem Amazonas das größte zusammenhängende Urwaldgebiet Südamerikas. Der Wald erstreckt sich schätzungsweise über 110 Millionen Hektar und bedeckt weite Teile des heutigen Staatsgebiets von Argentinien, Bolivien, Brasilien und Paraguay zwischen den Flüssen Paraguay und Parana sowie dem Andenhochland. Er beherbergt zahlreiche Tiere und Pflanzen (siehe Infokasten »Der Gran Chaco«). Vor allem aber ist der Gran Chaco die Heimat von etwa 20 indigenen Völkern. Viele von ihnen leben noch von dem, was der Wald für sie hergibt. So auch die letzten Ayoreo des Waldes, deren Überleben in Gefahr ist.
Die Ayoreo wurden gejagt, verschleppt und missioniert
Bis vor etwa 60 Jahren durchstreiften zahlreiche nomadische Gruppen des Volkes die ausgedehnten Waldgebiete des Chaco. Das Territorium der Ayoreo bedeckte bis 1950 mehr als 32 Millionen Hektar, es erstreckte sich über den ganzen Norden des Chaco von Paraguay bis nach Bolivien – eine Fläche größer als Italien. Heute beanspruchen die Ayoreo die Landtitel von 550 000 Hektar ihres Herkunftslandes. Gesichert sind davon heute 150 000 und 200 000 Hektar in Paraguay.
Sie folgten den Spuren des Ameisenbären, jagten Wildschweine und gruben Gürteltiere aus. Immer noch kennen die Ayoreo den Vogel, der sie zu den Waben der wilden Biene Cuteri führt, und immer noch wissen sie, wie man aus der Agavenart Caraguata Textilien herstellt. Doch seit die Weißen kamen, ist in ihrem Leben nichts mehr, wie es war.
»Die Leute bezahlten meine Entführer, um mich anschauen zu dürfen«José Iqueb, Ayoreo
In Paraguay wurden die Mitglieder des Volkes wegen der dunkleren Hautfarbe »Moros« genannt. Militärs und Wilderer jagten sie bis hinein in die 1950er Jahre wie wilde Tiere. Im Chaco hingen Schilder mit der Aufschrift: »Haga patria, mate un indio Moro« (»Töten Sie einen Moro-Indianer fürs Vaterland«). Sie galten als gefährlich, verräterisch und blutrünstig. Die Ayoreo ihrerseits nannten die Weißen »Cojñone« – was so viel bedeutet wie »diejenigen, die seltsame, sinnlose Dinge tun«.
Der erste Ayoreo, den die paraguayische Bevölkerung zu sehen bekam, war der zehnjährige Junge José Iquebi Posoraja. Er war 1956 gefangen genommen und in einem Käfig in die Hauptstadt Asunción gebracht worden. Dort zeigte man ihn wie ein seltenes Tier herum. »Ich sprach mit ihnen, ich dachte, sie verstünden mich. Sie machten Fotos von mir. Ich hatte Angst vor den Blitzen«, erzählt Iquebi im Dokumentarfilm. »Mein Großvater sagte: ›Bei ihren Waffen blitzt es.‹ Ich fühlte mich sehr erniedrigt. Die Leute bezahlten meine Entführer, um mich anschauen zu dürfen.«
Nachdem die Regierung Paraguays in den 1950er Jahren begonnen hatte, Erdöl auf ihrem Gebiet zu suchen, wurde zwischen 1959 und 1987 die große Mehrheit der Ayoreo »kontaktiert«. Das heißt, sie wurden von Suchtrupps systematisch aufgespürt, verschleppt und zur Umerziehung in Missionsdörfer gesteckt.
Der Gran Chaco
Der Gran Chaco, kurz Chaco, im Inneren Südamerikas gilt als größter tropischer Trockenwald der Erde mit einem sehr reichen ökologischen und kulturellen Erbe. Nach dem Amazonasgebiet ist der Chaco das wichtigste Ökosystem Lateinamerikas. Mit einer Fläche von schätzungsweise bis zu 110 Millionen Hektar erstreckt er sich über Paraguay, Bolivien und Argentinien. Das Klima ist tropisch bis subtropisch, das bedeutet: Die Sommer sind heiß und feucht, die Winter mäßig warm und teils sehr trocken.
Die drei Zonen des Waldes
Im Chaco herrschen unterschiedliche klimatische Bedingungen. Der untere Wald mit seinen großen Flüssen Paraná und Paraguay besteht hauptsächlich aus Palmenhainen und steht zu weiten Teilen unter Wasser. Die hüglige Landschaft des mittleren Chaco wird landwirtschaftlich genutzt, der hohe Chaco besteht aus dichten, niedrigen Trockenwäldern. In Argentinien wird er der »Undurchdringliche« genannt. Dort leben noch viele Pumas, Tapire und Wildschweine. 150 Arten von Säugetieren gibt es zudem – darunter Jaguare, Tapire, Ameisenbären und Wasserschweine. Zwölf davon sind sonst nirgendwo auf der Erde zu finden, wie das Chaco-Pekari (Catagonus wagneri) und das kleine Nacktschwanzgürteltier (Cabassous Chacoensis). Von den mehr als 3400 Pflanzenarten, die dort gedeihen, kommen 400 ausschließlich im Chaco vor, sind also endemisch.
Intensive Abholzung bedroht weite Teile des Chaco
Momentan werden nirgends tropische Wälder so schnell zerstört wie im Gran Chaco. Man will Platz schaffen für Landwirtschaft – Rinder und Soja – sowie Handelsrouten.Sollte die derzeitige Vernichtung des Chaco-Waldes weiter anhalten, werden bis zum Jahr 2030 etwa 70 Prozent der unberührten Landschaft für immer verloren sein, warnte die Initiativa Amotocodie. Paraguays Minister für Umwelt und nachhaltige Entwicklung Ulises Lovera hat zwar eine Vereinbarung unterzeichnet, laut der man 30 Prozent der Erde bis zum Jahr 2030 unter Naturschutz stellen möchte. Doch selbst wenn sich das umsetzen lässt, würden in Paraguay bloß noch 30 Prozent des ursprünglichen Urwalds stehen.
Ende der 1940er Jahre ließ sich der Salesianerorden in Asunción nieder, dann kamen die fundamentalistischen evangelikalen Missionare der New Tribes Mission und schließlich die Mennoniten. Sie alle wollten die Indigenen »zivilisieren«, wie sie es nannten. Dafür machte sich die New Tribes Mission die traditionelle Feindschaft der Lokalgruppen zu Nutze und organisierte Expeditionen mit den bereits missionierten Ayoreo, um isolierte Gruppen aufzutreiben. Die Missionare waren mit modernen Waffen ausgestattet, mit denen sie die Ayoreo nicht nur einschüchterten, sondern ganze Gruppen massakrierten.
Die Regierung nimmt den Ayoreo ihre Selbstbestimmung
In »Nichts als die Sonne« erinnert sich Tune Picanerai, wie er seine Frau verlor: »Die erste Begegnung mit den Weißen war Furcht einflößend.« Während er vor der Kamera spricht, wiegt er sich von einem Fuß nach vorne und wieder zurück. Er hat einen Bogen unter seine rechte Schulter geklemmt. »Nach einer Kurve lag ein gerader Weg vor uns. Plötzlich tauchten Männer auf Pferden auf. Ich sagte: ›Verstecken wir uns.‹ Wir flüchteten in den Wald, um ihnen zu entkommen. Wir rannten, so schnell wir konnten. Ich bemerkte zu spät, dass wir unterschiedliche Richtungen eingeschlagen hatten. Wir sahen uns nie wieder. Unsere Schicksale trennten sich.«
Mateo Chiqueno, seine Familie und sechs weitere Ayoreo-Gruppen wurden von Missionaren im Jahr 1962 nach Maria Auxiliadora geschafft. Dort steckten sich die meisten Verschleppten mit Masern an und starben. Auch Mateos Vater. Nach sechs Monaten wollten die Überlebenden zurück in den Wald. Doch José Iquebi, der als Zehnjähriger selbst entführt worden war, gehörte damals zu den Jägern. Er spürte die Entflohenen auf und schleppte sie zurück zur Mission.
»Die Rinderzüchter übernahmen unser Territorium. Sie teilten es auf, verkauften es und nahmen uns alles weg«Mateo Sobode Chiqueno, Ayoreo
»Ich wollte meine Mutter wiederfinden«, erklärt José heute. Er sei froh gewesen, wieder Ayoreo zu sehen. »Für mich wäre eine Rückkehr in den Wald besser gewesen«, entgegnet ihm Mateo. »Wir starben an ihren Krankheiten. Ich bin dir nicht böse, aber unsere Eltern starben an Krankheiten … Der Tod kam mit ihnen.«
Die Freiheit war Chiqueno genommen, und man nahm ihm noch mehr. »Sie brachten uns in diese unwirtlichen von Weißen beherrschten Gebiete. Dann ließen sie uns hier allein zurück. Dann kamen die Rinderzüchter und übernahmen unser Territorium. Sie teilten es auf, verkauften es und nahmen uns alles weg«, erzählt Chiqueno.
Etwa 5000 sesshafte Ayoreo leben in kümmerlichen Verhältnissen am Rand der Gesellschaft. Sie sitzen auf kargem Land und versuchen dem Boden Mais, Wassermelonen und Süßkartoffeln abzutrotzen. Die Regierung von Paraguay zahlt jeder Familie etwa 25 Euro pro Monat. Zum Vergleich: Das entspricht einem Sechstel des Mindestlohnes, der in Paraguay gezahlt wird.
Es schmerze, das Land zu verlieren, sagt Chiqueno in einer Szene. Noch schwerer wiege jedoch, dass die Regierung sie ihrer Selbstbestimmung beraubt. »Wir dürfen nicht mehr jagen gehen, auch der Honig, die wilden Tiere, sagen sie, gehören ihnen. Sogar das Wasser müssen wir bezahlen«, sagt der etwa 70-Jährige. »Die Sonne ist wohl das Einzige, was die Weißen noch nicht ihr Eigen nennen.«
Unberührter Urwald wird über den Haufen geschoben
Mittlerweile ist das Land der Ayoreo eines der am stärksten abgeholzten Ökosysteme der Welt. An kaum einem anderen Ort wird in so kurzer Zeit so viel unberührter Urwald buchstäblich über den Haufen geschoben. Paraguay ist in die Liga der Superabholzer aufgestiegen, das Land folgt dicht auf Brasilien.
Die großflächigen Rodungen des paraguayischen Trockenwaldes begannen Ende der 1990er Jahre. Immer mehr Bäume mussten immer mehr Rinderfarmen weichen. »So richtig angezogen hat es 2006 mit der Öffnung der europäischen Märkte für paraguayisches Fleisch. Vorher war es wegen Maul- und Klauenseuche gesperrt«, sagt der Aktivist Benno Glauser. Der gebürtige Schweizer lebt seit 1977 in Paraguay und gründete im Jahr 2002 die Initiativa Amotocodie mit, die sich für den Schutz der Ayoreo im Chaco einsetzt.
»Ein weiterer Schub kam dann mit dem Sojaanbau.« Der Saatgutkonzern Monsanto hatte eine gentechnisch veränderte Samenart entwickelt, die auch auf den trockenen Böden des Chaco wuchs, erzählt Glauser weiter. 2009 seien 1000 Hektar Wald pro Tag abgeholzt worden. Das heißt: Täglich wurde eine Fläche so groß wie der Central Park von New York vernichtet. »Heute ist die Rate etwas niedriger, sie liegt in etwa zwischen 500 und 600 Hektar täglich – was immer noch katastrophal ist«, sagt Glauser.
Ein Ende ist nicht in Sicht. Denn Soja ist Paraguays wichtigstes Exportprodukt geworden. Der Anbau verspricht schnelles Geld für Anleger und treibt die Landspekulation an: Während ein Hektar Waldland im Chaco im Jahr 2008 noch für etwa 40 bis 50 Euro zu erwerben war, stieg der Wert 2012 auf das Sechsfache an, auf etwa 240 bis 300 Euro. Das geht aus einer Studie des Zentrums für Entwicklungsforschung der Universität Bonn von 2021 hervor. Mittlerweile kostet bewaldetes Land demnach rund 140 bis 580 Euro pro Hektar. Gerodetes Weideland ist je nach Gebiet für 500 bis knapp 2100 Euro zu haben.
Der Trend ist verlockend. Die Bodenpreise ziehen nicht nur inländische, sondern zunehmend auch ausländische Investoren an, die auf rasch steigende Renditen in Landgeschäften wetten. Das wiederum lässt die Sojamonokulturen weiter in Waldgebiete vorrücken.
»›Eami‹ ist ein Wesen mit Willen, Kraft und Potenzial«Volker von Bremen, Ethnologe
Die direkten Folgen des Abholzungsbooms sind für Wald und Mensch bereits spürbar: Die Dürreperioden sind länger geworden, Stürme haben zugenommen, und der Grundwasserspiegel ist gesunken. Das gefährdet das Überleben bestimmter Pflanzen- und Tierarten, deren Lebensraum von immer höheren Konzentrationen an Pestiziden und Agrochemikalien verseucht wird.
Der Wald ist »Eami« und »Eami« ist Leben
Das Land des Chaco mag für Bodenspekulanten und Farmer eine Gewinn bringende Investition sein. Für die Ayoreo ist es Leben, sie nennen es »Eami«. Mit Luft, Wasser, Pflanzen und Tieren ist Eami ein lebendiger Organismus, zu dem die Ayoreo gehören. »Es ist ein Wesen mit Willen, Kraft und Potenzial«, sagt der Ethnologe Volker von Bremen, der seit mehr als 40 Jahren die Ayoreo unterstützend begleitet.
»Eami ist notwendig für die Schaffung, den Erhalt und die Fortentwicklung von Lebenskräften insgesamt – von all dem, was wir mit Begriffen wie Natur, Ökologie und Entwicklung im holistischen Sinn bezeichnen würden«, erklärt von Bremen. »Von jenen, die sich des Ayoreo-Territoriums bemächtigen und dessen natürliche Ressourcen ausbeuten, wird diese Sichtweise jedoch vollkommen ignoriert.«
Auch wenn den meisten Ayoreo ihr physisches Territorium geraubt wurde, bleibt Eami eine wichtige Bezugsgröße. »Neben dem materiellen Territorium bedeutet Eami eine spirituelle Art der Zugehörigkeit und Verwurzelung«, erklärt der Aktivist Benno Glauser. Insofern würde die Abholzung des materiellen Territoriums das spirituelle Sein zunächst nicht beeinträchtigen, sagt er weiter. Das mache solche Kulturen sehr langlebig, gewissermaßen »hartnäckig«, wie Glauser sagt. Doch er gibt zu bedenken: »Hartnäckig, aber nicht unsterblich.«
Kontakt bedeutet Tod
Seit 1993 wollen die Ayoreo mit juristischen Mitteln ihr Land zurückerobern und ihre im Wald verbliebenen Verwandten schützen. Vor der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte haben sie 2014 einen Stopp der Abholzung ihrer letzten verbliebenen Wälder gefordert und dass ihr Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der gesamten Region anerkannt wird. Laut Beobachtern ist das allerdings wenig aussichtsreich – zu stark ist der Einfluss jener, welche den Wald roden lassen wollen.
Die Mitglieder der bolivianischen und paraguayischen Regierung wissen, dass immer noch Ayoreo ohne Kontakt zur modernen paraguayischen Gesellschaft im Grenzgebiet zwischen den Ländern heimisch sind. Etwa zehn Familiengruppen, also rund 150 Menschen, leben dort in freiwilliger Isolation und folgen ihren alten Wanderrouten. Es sind die letzten bekannten indigenen Gruppen – außerhalb der Amazonasgebiets –, die keinen Kontakt zur Außenwelt wollen. Zunehmend sind ihre Routen durch Zäune, Straßen und Anlagen der Rohstoffindustrie gestört und unterbrochen.
In Paraguay beobachten die Mitglieder von Glausers Initiativa Amotocodie, wie es den Isolierten geht. »Um das Jahr 2000 waren neue Farmen auf Ayoreo-Territorium entstanden, genau dort, wo wir wussten, da lebt eine Gruppe ohne Kontakt«, sagt Benno Glauser. »Wir sahen ihre Spuren an Bäumen, fanden ihre Werkzeuge und Fußspuren an Wasserstellen und verlassene Hütten.« Für die sesshaften Ayoreo ist klar: Kontakt würde für ihre frei lebenden Verwandten den Tod bedeuten.
Um sie zu schützen, beansprucht die Organisation das Land, das ursprünglich von ihnen besiedelt war: 10 Millionen Hektar. Ein kleiner Teil davon, etwa 1,6 Millionen Hektar, sind bereits als Nationalpark geschützt. Der Rest jedoch gilt mittlerweile als Privateigentum verschiedener Besitzer. Rein formell müsste der Staat diese Gebiete für die Indigenen zurückkaufen. Dass dies geschieht, ist jedoch äußerst unwahrscheinlich.
Eine Schnellstraße könnte das Ende bedeuten
In naher Zukunft soll die Ruta Nacional PY15, ein Verkehrskorridor zwischen Atlantik und Pazifik, Brasiliens Atlantikhafen Santos über paraguayisches Territorium mit den beiden chilenischen Häfen Antofagasta und Iquique verbinden. Sie soll nicht nur die Handelsverbindungen zwischen Brasilien, Paraguay, Argentinien, Chile und Bolivien stärken, sondern wird auch die Rinder- und Sojafarmer mit asiatischen Märkten verbinden. Die ersten 275 Kilometer des Vorzeigeprojekts der paraguayischen Regierung wurden im Februar 2022 eingeweiht. Die restlichen 256 Kilometer sollen bis 2023 folgen.
Der Korridor bedrohe nicht nur seltene Tiere wie den großen Ameisenbären, der die Schnellstraße nur langsam überqueren kann, sondern sei auch eine Gefahr für die ursprünglichen Bewohner dieser Territorien, sagte Miguel Lovera, Direktor der Initiative Amotocodie gegenüber dem »Guardian«. Er verstärke den tödlichen Druck auf die noch ohne Kontakt lebenden Ayoreo-Gruppen. »Das ist der letzte Nagel im Sarg für den Chaco und alle seine Völker.« Damit wird er den letzten in freiwilliger Isolation lebenden Indigenen das Überleben unmöglich machen, befürchtet Lovera.
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