Bestäuber und Monokulturen: Landwirtschaftstrends gefährden Lebensmittelversorgung
Die globale Landwirtschaft wird immer stärker von Insekten abhängig, gleichzeitig verschlechtern verbreitete Anbaupraktiken die Bedingungen für Bestäuber. Diese beiden Trends machen die globale Lebensmittelversorgung unsicherer, berichtet nun ein Team um Marcelo A. Aizen von der Universidad Nacional del Comahue auf der Basis von Daten der Nahrungs- und Landwirtschaftsorgansisation der Vereinten Nationen (FAO). Seit 1961 stieg der Anteil der von Bestäubern abhängigen Feldfrüchte um insgesamt 70 Prozent, verantwortlich dafür sind vor allem Soja, Raps und Ölpalmen, so die Analyse des Teams in »Global Change Biology«. Gleichzeitig wuchsen die Anbauflächen, während kaum neue Pflanzen hinzukamen. Durch die geringe Vielfalt der Agrarpflanzen sinkt auch die Zahl der verschiedenen Arten von Bestäubern, gleichzeitig reichen bei sehr großen Feldern die vorhandenen Insekten kaum noch aus. Beides führe, so der Schluss, zu sinkenden Bestäubungsraten bei Kulturpflanzen und damit zu potenziell geringeren Erträgen.
Gleichzeitig geht die biologische Vielfalt gerade bei den Insekten zurück. »Vor wenigen Monaten hat der Biodiversitätsrat IPBES in seinem Bericht enthüllt, dass bis zu eine Million Tierarten vom Aussterben bedroht sind, darunter viele Bestäuber«, so der Mitautor Robert Paxton von der Universität Halle-Wittenberg. Die Risiken sind allerdings global nicht gleich verteilt – am stärksten betroffen sind demnach Entwicklungsländer in Südamerika, Afrika und Asien, die in großen Monokulturen für den Weltmarkt produzieren. Entsprechend würden die Konsequenzen jedoch auch in den Industrieländern zu spüren sein, die diese Produkte importieren. Die Arbeitsgruppe ruft deswegen dazu auf, mehr unterschiedliche Nahrungspflanzen anzubauen und Lebensräume für bestäubende Insekten zu schaffen und zu erhalten.
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