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Zoologie: Lange Frosch-Liebesschreie locken Weibchen und Feinde

Tungara-Frosch
Welche Risiken und Chancen zwei Gesangsvarianten mit sich bringen, mit denen paarungswillige Túngara-Froschmännchen sich als lohnendes Sexualobjekt anpreisen, können Wissenschaftler der Universität von Texas nun etwas genauer erklären: Die Försche setzen entweder auf ein kurzes, wiederholtes, frequenzmoduliertes Wimmern oder auf einen zunehmend längeren Gesang aus Gewimmer mit kurzen eingestreuten "Tschak"-Lauten, um paarungswillige Froschweibchen anzusprechen.

Physalaemus pustulosus auf Freiersfüßen | Ein männlicher Túngara-Frosch (Physalaemus pustulosus), umzingelt von einer Meute blutsaugender Fliegen: Wie Froschweibchen folgen auch Insekten und Räuber dem Ruf des Frosches um ihn zu orten.
Dabei reagieren Weibchen stets interessierter auf die längeren Arien – gleichzeitig aber orten auch mehr Fraßfeinde und Blutsauger den ausdauernd schrillenden Froschmann. Den damit einhergehenden lebensgefährlichen Ansturm dürften sich nur besonders fitte Männchen leisten können, schlussfolgerten die Froschforscher um Michael Ryan daher zunächst – weswegen wohl nur fitte Männchen lang statt kurz singen und damit qualitätsbewussten Weibchen gleichzeitig einen vernehmbaren Prädikatshinweis liefern, an den hungrige Blutsauger und Räuber sich einfach anhängen.

Tatsächlich aber lieferten ihre penible Untersuchungen keinen deutlichen Hinweis auf eine höhere Qualität der Lang-Sänger, berichten die Wissenschaftler: Die Männchen waren im Durchschnitt weder größer noch schwerer oder gesünder – sie wurden einfach nur häufiger vernascht.

Wie die Forscher konstatieren, werden die längere Rufe werden dann zunehmend häufiger eingesetzt, wenn Männchen sich in Gesellschaft von Nebenbuhlern befinden: Die Konkurrenz zwingt die Frösche auf Freiersfüßen dazu, mit längeren Gesängen seine Chancen auf ein Weibchen und gleichzeitig das Risiko eines Feindkontaktes zu erhöhen. Damit wird ein längerer Gesang für hungrige Froschfresser aber zugleich zum Signal für eine höhere Beute-Dichte, so Ryan und Co: Die Räuber und Parasiten folgen dem Wimmern nicht wegen der Qualität, sondern der Quantität der lokalen Sängergemeinde. (jo)

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