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Verhalten: Lange Nachbarschaft eint Meisen im Kampf gegen Feinde

Kohlmeise

Für Nesträuber sind junge Kohlmeisen(Parus major) eine beliebte Beute. Die Eltern haben allein wenig Chancen, die Angreifer zu vertreiben, deshalb setzen sie, wie viele Singvögel, auf Kooperation: Gemeinschaftlich zetern sie über die Gefahr und attackieren den Feind, um ihn in die Flucht zu schlagen. Je mehr Vögel sich dafür zusammenfinden, desto größer sind ihre Erfolgsaussichten. Und wie eine Freilandstudie zeigt, macht sich dabei gute Nachbarschaft bezahlt.

Ada Grabowska-Zhang von der University of Oxford und ihre Kollegen verfolgten das Geschehen bei Meisenbrutpaaren in Oxfordshire. Nachdem sie die Tiere markiert hatten, simulierten sie einen Angreifer: Sie raschelten durchs Laub, rieben mit einem Holzstück an der Rinde des Baums und schließlich am Nistkasten selbst. Sie erfassten die Reaktion der Eltern und herbeieilender Artgenossen und ermittelten im Nachhinein, ob sich die Nesteigentümer und Helfer schon im Vorjahr beim Brüten begegnet waren.

Die Ergebnisse sind eindeutig: Kannten sich die Tiere bereits, eilten bei sieben von acht Nestpaaren beziehungsweise in zwölf von sechzehn Versuchen die Nachbarn zu Hilfe. War man sich zuvor noch nicht begegnet, fühlte sich der Nachbar nur bei einem von acht Nestpaaren beziehungsweise zwei von sechzehn "Attacken" angesprochen. Einjährige, die das erste Mal brüteten, kamen nie anderen Meisen zu Hilfe, erhielten aber auch nie Unterstützung.

Die Entfernung des Nachbarnestes spielte keine Rolle dabei, wie schnell die von dort stammenden Tiere sich am Meisenmob beteiligten. Hier hätte eine sinkende Bereitschaft auftreten können, meinen die Autoren, da die Hilfsaktion primär auch dem Schutz des eigenen, nahe gelegenen Nestes diene. Vielleicht seien die Unterschiede in der Distanz aber auch zu gering gewesen, um einen Effekt zu sehen, erklären die Forscher.

Meisenpaare, die ihre Jungen inmitten ihnen bereits bekannter Nachbarn aufziehen, haben einen größeren Fortpflanzungserfolg als ihre Artgenossen unter Fremden, hatte Grabowska-Zhang in einer anderen Studie herausgefunden. Womöglich sei die dort ausgeprägte Nachbarschaftshilfe im Verteidigungsfall ein bestimmender Faktor dafür.

  • Quellen
Biology Letters 10.1098/rsbl.2012.0183, 2012

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