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Wissenschaft im Alltag: Lange Schlafdauer sehr erwünscht

Jo-Jos sind schon seit Jahrtausenden bekannt - beispielsweise von einer griechischen Schale von 500 v. Chr. Zusatzgewichte, Kugellager und spezielle Achsen machen aus dem Jo-Jo heute nicht nur ein Spielzeug für Jongleure, sondern erobern sogar das Guinness-Buch der Rekorde.
Jo-Jo
Eine Schnur und zwei mit einer Achse verbundene Scheiben, das ist der klassische Aufbau eines Jo-Jos. Die Schnur wird um die Achse gewickelt, der Körper rollt auf Grund der Schwerkraft an ihr entlang zu Boden und erhält so einen Drehimpuls. Der sorgt dann auch dafür, dass das Jo-Jo wieder nach oben wandert, wenn es einen Knoten erreicht, der Schnur und Achse fest verbindet.

Aufbau eines Jo-Jos | Bei einfachen Jo-Jos ist die Schnur an der Achse fixiert. Raffinierter ist es, sie mit einer Schlaufe anzubinden. Dann kann sich der Körper frei drehen beziehungsweise "schlafen". Zusätzliche Masse auf dem äußeren Rand erhöht das Trägheitsmoment des Drehkörpers. Es erfordert dann zwar mehr Energie, ihn in Bewegung zu setzen, die Rotation hält dann aber auch länger an.
Auf den Philippinen entstand die Idee, diesen durch eine Schlaufe zu ersetzen, sodass das Jo-Jo auch im Freilauf rotieren kann. Im Fachjargon spricht man dann vom "Sleeper" (zu Deutsch Schläfer). Er ist die Basis von Tricks wie dem "Walk the Dog" (sinngemäß: Gassi gehen), bei dem das Jo-Jo wie ein Hund vor dem Akteur auf dem Boden entlangrollt.

Technisches Innenleben | Eine Fliehkraftkupplung verlängert die "Schlafphase". Dazu wird die Schnur um eine frei laufende Nabe gebunden. Die beiden Backen der Kupplung öffnen sich bei hohen Drehzahlen unter der Wirkung der Fliehkraft, sodass diese Nabe rotieren kann – der Einfluss der Reibung an der Schnur wird auf diese Weise wirksam reduziert. Bei nachlassender Drehung aber drücken die beiden Federn die Backen zurück, bis diese die Nabe umschließen – die Schnur wickelt sich auf. Kugelgelagerte Naben minimieren die Reibung stärker als jede andere Konstruktion. Sie ermöglichen Rotationsgeschwindigkeiten bis zu 140 Drehungen pro Minute.
Auch als Plastik Holz und Metall ersetzte, blieb das Design im Prinzip das gleiche. In den späten 1980er und 1990er Jahren kamen Neuerungen wie Umfangsgewichte auf den Markt, um das Trägheitsmoment des Jo-Jos zu vergrößern, sowie Kugellager und Kupplungen, um die Reibung zu minimieren. Damit verlängerten sich die Freilaufphasen. Der Rekord stieg von 15 bis 20 Sekunden auf inzwischen über 16 Minuten im Mai 2005.

Jo-Jo im Schlaf | Links: Freilauf beziehungsweise "Schlaf" beginnt, wenn die Schnur vollständig abgewickelt ist und das Jo-Jo in einer Schlaufe um seine Achse rotiert. Spieler sind bestrebt, diese Phase möglichst lang auszudehnen. Dazu ist ein großes Trägheitsmoment von Vorteil, da es Rotationsenergie speichert. Außerdem sollte der übertragene Drehimpuls möglichst groß sein. Deshalb wirft der Spieler das Jo-Jo mit einem kurzen, kraftvollen Ruck. Es würde das Schnurende aber ebenso ruckartig erreichen und sofort wieder zurücklaufen. Daher gibt der Spieler in diesem Moment mit dem Handgelenk kurz etwas nach.
Mitte und rechts: Ein kurzer Ruck, und das Jo-Jo erwacht. Denn sobald dieser Zug nachlässt, hängt die Schnur kurz durch, legt sich auf die Achse und die Reibung steigt sprunghaft an.
Professionelle Spieler kennen mehr als 2000 Tricks und verschiedene Wurfstile. Freilich braucht es dazu mehr als ein Kaufhaus-Jo-Jo. Enthusiasten geben für ein Profi-Exemplar einige Dutzend Euro aus. Für das Spitzenmodell von Duncan Toys reicht das allerdings noch nicht: Sein Korpus aus 99 Prozent Magnesium und sein Keramik-Präzisionsfreilauf schlagen mit über 300 Euro zu Buche.


Wussten Sie schon?

  • Den ältesten Nachweis eines Jo-Jos liefert die Darstellung auf einer griechischen Schale aus der Zeit um 500 v. Chr. Im 18. Jahrhundert waren das französische émigrétte oder das englische quiz Aristokratenspielzeuge. Die ersten deutschen Meisterschaften fanden 1998 statt. Selbst im Weltraum wurden Jo-Jos ausprobiert, wobei dort viele Tricks mangels Schwerkraft nicht funktionieren: Beim "Sleeper" kehrte das Jo-Jo sofort in die Hand des Astronauten zurück.

  • Der in die USA ausgewanderte Filipino Pedro Flores patentierte das Design 1928 und brachte das Produkt unter seinem Namen auf den Markt. Billig und haltbar, war dieses Jo-Jo einer der wenigen kommerziellen Erfolge in der Zeit der amerikanischen Depression. Vier Jahre später kaufte der Geschäftsmann Donald Duncan das Unternehmen Flores auf und ließ "Jo-Jo" als Markennamen registrieren. Erst 1965 entschied ein Bundesgericht, dass Jo-Jo ein allgemeiner Begriff geworden war. Duncan ging bankrott und musste seine Firma verkaufen, der Markenname blieb so bis heute erhalten.

  • Die Geschichte des Jo-Jo mag unvollständig sein, aber viele sagen, dass das Magazin Scientific American den Begriff eingeführt habe. Diese Aussagen beziehen sich auf einen Artikel von 1916 mit dem Titel "Philippinische Spielzeuge". Der Artikel zeigte, wie man drehende Scheiben herstellt, und erklärte, dass der korrekte Name Jo-Jo sei, was in der Sprache der Filipinos "Komm-komm" oder "Komm-zurück" heiße.
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