News: Langsam und mit wenig Tiefgang
Myonen gehören zur gleichen Gruppe von Elementarteilchen wie das Elektron, sind allerdings massereicher und kurzlebiger. Da sie über einen Spin verfügen, reagieren Myonen auf Magnetfelder. Wissenschaftler machen sich dies zunutze, indem sie Materialien mit Myonen beschießen, die darin innerhalb von rund zwei Mikrosekunden zerfallen und Elektronen aussenden. Aus der sorgfältigen Analyse der Elektronen lässt sich auf das Magnetfeld am Ort des Zerfalls schließen.
Die Möglichkeiten des Verfahrens werden jedoch durch die hohe Geschwindigkeit der Myonen begrenzt. "Herkömmliche Myonen, die eine Energie von etwa vier MeV haben, gehen einfach durch viele interessante Proben hindurch", sagt Forgan. Daher schickten die Forscher ihre Myonen erstmal durch ein dichtes Gas, um sie abzubremsen. Indem sie die Beschleunigungsspannung variierten, konnten die Wissenschaftler recht genau bestimmen, wie tief die Myonen anschließend in das Material eindringen. Sie analysierten ihren Hochtemperatur-Supraleiter bei sechs verschiedenen Myonen-Energien zwischen 3 und 30 keV. Dadurch stoppten die Teilchen knapp unter der Oberfläche, das schnellste kam gerade 152 Nanometer tief.
Wie Physiker schon seit Mitte der 30er Jahre vermuten, fällt die magnetische Feldstärke im Supraleiter mit zunehmenden Abstand von der Oberfläche exponentiell ab. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um einen klassischen oder einen Hochtemperatur-Supraleiter handelt.
Der besondere Wert dieser Arbeit liegt jedoch nicht nur in den Messresultaten selbst, meint Jeff Sonier vom Los Alamos National Laboratory, sondern in der Entwicklung eines "empfindlichen Tests, mit dem sowohl die Oberfläche als auch das Innere einer Probe untersucht werden kann."
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