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Epidemiologie: Langzeitnutzung von Antidepressiva weit verbreitet

20 Prozent der Nutzer nehmen Antidepressiva bereits seit zehn Jahren oder länger ein - ein Viertel hat nicht vor, die Pillen jemals wieder abzusetzen.
Pillen können helfen, aber auch schaden

Die Verschreibungszahlen für Antidepressiva haben sich in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland ungefähr verdoppelt. Ähnliche Entwicklungen gibt es auch in anderen Industrienationen. Britische Forscher um den Psychologen John Read von der University of East London gingen nun einem möglichen Grund dafür nach: der Langzeitnutzung dieser Medikamente.

Die Wissenschaftler befragten 752 Personen, die aktuell Antidepressiva einnahmen oder dies früher einmal getan hatten. Drei Viertel der gegenwärtigen Nutzer gaben an, die Mittel seit mindestens einem Jahr zu verwenden – 20 Prozent jedoch gebrauchten die »Stimmungsaufheller« schon seit zehn Jahren oder länger kontinuierlich. Nach ihren Plänen befragt, gab ein Viertel der Teilnehmer an, die Pillen voraussichtlich gar nicht mehr abzusetzen. Die steigenden Verschreibungszahlen beruhten daher wohl zum Teil auf einer weit verbreiteten dauerhaften Nutzung, so Read und seine Kollegen.

Die Mehrzahl der Patienten nahm die Arznei unter zumindest gelegentlicher ärztlicher Kontrolle ein. Rund 16 Prozent jedoch hatten seit der ersten Verschreibung »seltener als einmal im Jahr« oder nie wieder mit dem Arzt darüber gesprochen.

Zur fortwährenden Nutzung dürfte beitragen, dass manche Anwender Probleme haben, die Medikamente wieder abzusetzen. Auch das belegt die Umfrage: Ganze 60 Prozent der gegenwärtigen Nutzer hatten bereits erfolglos versucht, ohne die Medikamente auszukommen. Von jenen, die es geschafft haben, beschrieben 30 Prozent diesen Prozess als schwierig.

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