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News: Laser weisen Parkinson-Patienten den Weg

Bei Vorträgen und Diaabenden helfen Laserpointer auf das Wesentliche zu zeigen. Für Menschen, die an der Parkinson-Krankheit leiden, könnten sie eine alltägliche Hilfe sein. Denn wenn Patienten in ihrer Bewegung regelrecht einfrieren, befreit viele ein einfaches Anstrahlen des Zieles aus der Erstarrung.
Manchmal ist Selbsthilfe das einzige, was einem bleibt – vor allem wenn man an einer Krankheit leidet, für die es wenig Hilfe gibt. Alleine in Deutschland gibt es über 250 000 Parkinson-Patienten. Ihre Krankheit vernichtet Gehirnzellen in einer Region, die als Schwarzer Kern (Substantia nigra) bekannt ist, und gerade einmal die Größe einer Erbse besitzt. Wenn in ihr die Produktion des Neurotransmitters Dopamin aussetzt, erschüttert dies die Bewegungsabläufe des ganzen Körpers. Die Folge sind unkontrollierbares Zittern und Muskellähmungen. Besonders schwer haben es die Menschen, bei denen die Bewegung in plötzlichen Attacken einfriert. Dann wird der Gang zum benachbarten Raum zur Herausforderung und kann mehrere Minuten dauern. Der Grund für diese Attacken, die zu den schwersten Symptomen von Parkinson zählen, ist bisher nicht bekannt. Medizinische Hilfe gibt es kaum. Darum nahm sich ein ehemaliger Glaser seiner Krankheit selbst an.

Stan Clark stammt aus einer kleinen Stadt im Nordwesten New Yorks. Wie knapp ein Drittel aller Parkinson-Patienten lähmen auch ihn regelmäßige Attacken – bis zu mehrere dutzend Male am Tage für Sekunden bis zu Minuten. Irgendwann bemerkte der Glaser, daß es ihm hilft, sich auf Muster am Boden zu konzentrieren, wenn er 'einfriert'. Das Starren auf einen Punkt ließ ihn die bereits begonnene Bewegung wieder aufnehemen. Auch viele andere Patienten haben ihre Strategie aus der Erstarrung entwickelt, lassen dazu Fliesen verlegen oder bringen Klebestreifen auf dem Fußboden an. Anderen hilft es, den Gehstock einfach umzudrehen und sich auf das gebogene Ende zu konzentrieren. Stan Clark schaffte sich sein eigenes Muster, auf das er sich konzentrieren konnte: Er ritzte eine Linie in seine Brille. So sah er immer einen Strich, wenn er zum Boden blickte. Das half ihm beim Gehen, war aber hinderlich beim Sehen. Deshalb probierte er andere Methoden. Er strahlte den Punkt, den er erreichen wollte mit einem Blitzlicht an. Das war aber zu diffus. Und so kam er auf die Idee mit dem Laserpointer. Seitdem bahnt er sich seinen Weg zum Licht: "Ich schaute auf den Lichtpunkt und meine Füße begannen, darauf zuzugehen." Die Geräte sind so handlich, daß man sie immer dabei haben kann. Und so berichtete Clark seinen Neurologen Timothy Counihan und Lin Zhang von der Entdeckung. Die waren so begeistert, daß sie die Technik an sechs weiteren Patienten ausprobierten. Der Hälfte der Gruppe war der Laserstrahl eine wirkliche Hilfe. Der Zustand einer Patientin verschlechterte sich hingegen. Wahrscheinlich weil sie sich zu sehr auf die Methode konzentrierte, meint Counihan.

Die Wissenschaftler vom Strong Memorial Hospital der University of Rochster veröffentlichten die Ergebnisse der Studie bei einem Treffen der American Academy of Neurology im April 1999. Die sechs Patienten, die an der Studie teilnahmen, sind zu wenige, um verläßliche Aussagen über die Wirksamkeit der Lichtzeiger machen zu können. Das Verfahren hat zudem noch seine Schwächen, vor allem wenn es an sonnigen Tagen schwer ist, den Punkt zu erkennen. Auch würde ein Laser, der eine Linie statt eines Punktes projiziert, besser funktionieren, meint Timothy Counihan.

Erfinder Stan Clark trägt seinen Laserpointer immer bei sich. In der Anschaffung sind sie auch mit zehn bis zwanzig Dollar nicht außergewöhnlich teuer. Nur die Batterien gehen ans Geld.

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