Parasitologie: Lausige Landnahme
Kopfläuse (Pediculus humanus capitis) sind von alters her treue und lästige Begleiter des Menschen: Genetische Untersuchungen deuten darauf hin, dass sie uns schon seit dem letzten gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Schimpanse besiedeln, der vor 5,5 Millionen Jahren lebte. Ungeklärt dagegen ist die Provenienz eines nahe verwandten Plagegeistes, der Kleiderlaus (Pediculus humanus humanus).
Ein Team aus französischen und amerikanischen Forschern hat jetzt auf der Basis neuer Erbgutuntersuchungen eine neue Hypothese über das Verhältnis von Kopf- und Kleiderläusen entwickelt. Demnach sind Kleiderläuse nicht mal eine Unterart der Kopfläuse, sondern lediglich eine Unterpopulation, die sich dank ihrer besonderen Merkmale opportunistisch ausbreitet, sobald sich eine Gelegenheit bietet.
Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den beiden Parasiten. Die Kleiderlaus ist mit etwa vier Millimetern Körperlänge deutlich größer, kann mehr Blut pro Mahlzeit aufnehmen als ihre Verwandten aus dem obersten Stockwerk und lebt in der Kleidung statt am Körper. Insbesondere überträgt sie im Gegensatz zur Kopflaus Krankheitserreger, zum Beispiel das Typhusbakterium Borrelia recurrentis. Trotzdem zeigen die genetischen Untersuchungen der Wissenschaftler, dass beide Läuse zur gleichen Art gehören – zumal sie sich untereinander verpaaren können.
Die Forscher um Didier Raoult von der Université de la Méditerranée in Marseille untersuchten variable Erbgutabschnitte zwischen einzelnen Genen, weil die sich schneller verändern und so Verwandtschaftsverhältnisse besser anzeigen. Dabei zeigte sich, dass mehrere Genotypen sowohl bei Kopf- als auch bei Kleiderläusen vorkamen, sie also zur gleichen Population gehörten. Darauf deuten auch genetische Daten von Kleiderlaus-Epidemien in Afrika und Europa hin, bei denen die neu aufgetretenen Kleiderläuse zum gleichen genetischen Cluster gehörten wie die lokalen Kopflaus-Populationen.
Das Team schließt daraus, dass sich Kopfläuse bei mangelnder persönlicher Hygiene sehr stark vermehren und die Kleidung kolonisieren. Unter den Bedingungen des neuen Lebensraums setzen sich bei den sich schnell vermehrenden Tieren schnell Varianten durch, die physisch gut an diese Lebensweise angepasst sind. Diese neue Population wird dann als Kleiderlaus weiter übertragen und kann regelrechte Epidemien verursachen.
Dieser bislang noch hypothetische Mechanismus würde auch erklären, weshalb sich Kopfläuse sogar auf regelmäßig gewaschenen Köpfen ausbreiten, während Kleiderläuse grundsätzlich mit schlechter persönlicher Hygiene in Verbindung stehen. Vor allem aber deuten die aktuellen Forschungen darauf hin, dass Kopfläuse eben doch Überträger von Krankheiten sind und damit eine größere Gesundheitsgefahr darstellen als bisher vermutet. (lf)
Ein Team aus französischen und amerikanischen Forschern hat jetzt auf der Basis neuer Erbgutuntersuchungen eine neue Hypothese über das Verhältnis von Kopf- und Kleiderläusen entwickelt. Demnach sind Kleiderläuse nicht mal eine Unterart der Kopfläuse, sondern lediglich eine Unterpopulation, die sich dank ihrer besonderen Merkmale opportunistisch ausbreitet, sobald sich eine Gelegenheit bietet.
Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den beiden Parasiten. Die Kleiderlaus ist mit etwa vier Millimetern Körperlänge deutlich größer, kann mehr Blut pro Mahlzeit aufnehmen als ihre Verwandten aus dem obersten Stockwerk und lebt in der Kleidung statt am Körper. Insbesondere überträgt sie im Gegensatz zur Kopflaus Krankheitserreger, zum Beispiel das Typhusbakterium Borrelia recurrentis. Trotzdem zeigen die genetischen Untersuchungen der Wissenschaftler, dass beide Läuse zur gleichen Art gehören – zumal sie sich untereinander verpaaren können.
Die Forscher um Didier Raoult von der Université de la Méditerranée in Marseille untersuchten variable Erbgutabschnitte zwischen einzelnen Genen, weil die sich schneller verändern und so Verwandtschaftsverhältnisse besser anzeigen. Dabei zeigte sich, dass mehrere Genotypen sowohl bei Kopf- als auch bei Kleiderläusen vorkamen, sie also zur gleichen Population gehörten. Darauf deuten auch genetische Daten von Kleiderlaus-Epidemien in Afrika und Europa hin, bei denen die neu aufgetretenen Kleiderläuse zum gleichen genetischen Cluster gehörten wie die lokalen Kopflaus-Populationen.
Das Team schließt daraus, dass sich Kopfläuse bei mangelnder persönlicher Hygiene sehr stark vermehren und die Kleidung kolonisieren. Unter den Bedingungen des neuen Lebensraums setzen sich bei den sich schnell vermehrenden Tieren schnell Varianten durch, die physisch gut an diese Lebensweise angepasst sind. Diese neue Population wird dann als Kleiderlaus weiter übertragen und kann regelrechte Epidemien verursachen.
Dieser bislang noch hypothetische Mechanismus würde auch erklären, weshalb sich Kopfläuse sogar auf regelmäßig gewaschenen Köpfen ausbreiten, während Kleiderläuse grundsätzlich mit schlechter persönlicher Hygiene in Verbindung stehen. Vor allem aber deuten die aktuellen Forschungen darauf hin, dass Kopfläuse eben doch Überträger von Krankheiten sind und damit eine größere Gesundheitsgefahr darstellen als bisher vermutet. (lf)
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