News: Lausige Toilette
Andererseits erzeugt beständiges Pflanzensaftschlürfen ein Entsorgungsproblem: Die überschüssige Flüssigkeit scheiden die Blattläuse – abzüglich wichtiger Nährstoffe – an ihrem Hinterleib als klebrigen Honigtau wieder aus. Und da den Gallen eine Toilette fehlt, müssten die Läuse auf kurz oder lang in ihrer eigenen Notdurft jämmerlich ertrinken.
Tun sie aber nicht. Blattläuse pflegten schon ihre Wirtspflanzen zu malträtieren, als noch die Dinosaurier ihre Raubzüge unternahmen. Die Natur muss das Problem also bereits vor gut 200 Millionen Jahren gelöst haben. Aber wie?
Das fragte sich auch Nathan Pike von der University of Cambridge. Wie er zusammen mit seinen Kollegen jetzt herausfand, liegt der Trick in der richtigen Verpackung: Die Blattläuse produzieren eine wachsähnliche Substanz, die außerordentlich hydrophob, also wasserabstoßend ist. Mit diesem Wachs kleiden die Gallbewohner einerseits die innere Wand ihres Heimes aus, andererseits verpacken sie hiermit ihre klebrigen Abfälle, sobald sie aus ihrem Hinterleib quillen. Der Honigtau verwandelt sich dadurch in trockene Kügelchen, die problemlos aus der Galle befördert werden können.
Dieses Wachs sollte sich auch der Mensch zunutze machen, fordern die Wissenschaftler. Da die Kügelchen mit nur geringem Energieeinsatz bewegt werden können, ließen sich hieraus schnelle Ventile für die Nanotechnologie bauen. Und neben lästigen Absonderungen könnten auch wichtige Chemikalien zu hydrophoben Päckchen zusammengeschnürt und damit, geschützt vor wässriger Umgebung, leicht transportiert werden. Die Einsatzmöglichkeiten der praktischen Lauserfindung gehen also weit über die Hygiene hinaus.
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