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News: Lawinen nach neuen Erkenntnissen auch in Schutzwäldern möglich

Neue Erkenntnisse haben Wissenschaftler des Innsbrucker Institutes für Lawinen- und Wildbachforschung im Bereich der Lawinenbildung gewonnen. Demnach bieten auch Schutzwälder keine absolute Sicherheit vor Lawinen, wenn auch die Gefahr für den Menschen in diesem Bereich sehr gering sei. Bisher waren die Forscher der Ansicht, daß in Schutzwäldern kein Lawinenabgang möglich sei.
Untersuchungen in Lärchenwäldern im Tiroler Stubaital hätten ergeben, daß es besonders am Waldrand und in Lichtungen zu einem "Schneegleiten" kommen kann, so der Wissenschaftler Peter Höller vom Innsbrucker Institut für Lawinen- und Wildbachforschung. An der Schneeoberfläche entstehe dort bei tiefen Temperaturen "Oberflächenreif". Dadurch bilde sich eine Zwischenschicht in der Schneedecke, die den Neuschnee nur schwach bindet. Dies begünstige die Lawinenbildung. Normalerweise werde der Schnee in den Wäldern durch die Baumkronen "warmgehalten", so daß sich kein Oberflächenreif bilden könne.

Ein weiterer Faktor, der Schneerutschen begünstige, sei die Bodenbeschaffenheit in Lärchenwäldern, erklärte Höller in einem Gespräch mit der Österreichischen Presseagentur (APA). Diese Wälder seien nicht "natürlich entstanden", sondern "ein Resultat der früheren Alm- und Weidewirtschaft". Die Oberfläche des Waldbodens sei "heute mit langhalmigen Gras bewachsen" und daher sehr glatt, der Schnee "gleitet leicht durch".

Man solle diese freien Flächen im Auge behalten, mahnt Höller. Die Aufforstung solcher Gebiete sei die "einfachste Lösung", um Schneerutschen im Wald vorzubeugen. Höller betonte, daß es nicht zur Lawinenbildung im Schutzwald kommen müsse, die Voraussetzungen dafür aber gegeben seien. Gehe eine solche Lawine ab, könne sie zwar Schäden an Jungbäumen anrichten, sei aber keine unmittelbare Bedrohung für Menschen und Siedlungen.

Die Lawinenforschung in Tirol befaßt sich neben anderen Projekten auch mit der Computersimulation bereits bekannter Lawinen, mit Messungen der Kräfte in den abgehenden Schneemassen sowie Analysen der Schneedecke. Schneeprofile und Stabilitätskontrollen sollen zeigen, wie der Schnee auf äußere Einflüsse wie Temperaturveränderungen reagiert. Die Auswirkung von Faktoren wie Bodenwärme, Regen und Sonneneinstrahlung auf den Schneedeckenaufbau bilden gemeinsam mit statistischen Daten zur Erfassung von Lawinenabgängen die Säulen eines Forschungsprojektes, das von Innsbruck aus koordiniert werde. Ziel sei es, Verfahren zur besseren Prognose von Lawinenabgängen auszuarbeiten.

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