Verhaltensforschung: Lebe lieber angepasst
Nur ja nicht auffallen und immer schön das Fähnchen nach den Wind richten - eine typisch menschliche Eigenschaft. Typisch menschlich? Nicht ganz, denn auch Affen verspüren durchaus einen Gruppendruck.
Soziale Aneignung von Wissen galt lange als die menschliche Eigenschaft schlechthin. Zahlreiche Studien der letzten Jahre zeigten jedoch, dass auch Affen in der Lage sind, von anderen zu lernen und diese Erfahrungen weiterzugeben. Die besondere Stellung des menschlichen Wesens schmolz mit solchen Meldungen dahin. Hartgesottene Anthropozentriker konnten sich bislang jedoch noch an einer anderen speziell menschlichen Fertigkeit festhalten, welche die Einzigartikeit des Homo sapiens bewies und eine klare Trennlinie zwischen Mensch und Tier schuf: unsere Fähigkeit, Normen zu entwickeln und uns daran zu halten.
Die Forschergruppe um Andrew Witten brachte zwei Schimpansen-Weibchen aus unterschiedlichen Gruppen je eine andere Methode bei, Futter aus einem röhrenförmigen Apparat zu lösen, der sich außerhalb des Käfigs befand: Die eine Probandin lernte, mit Hilfe eines Stockes eine Barriere im Gehäuse nach hinten zu schieben, wodurch das Futter in eine Mulde rollte, die im Käfig-Inneren mündete. Die andere Schimpansin befreite das Futter, indem sie mit Hilfe des Stockes einen Haken hochhob, wodurch die Barriere nach oben gezogen wurde.
Aber nicht alle Tiere knackten den Mechanismus auf die Art, die sie vorher beobachtet hatten. In der Gruppe, welche die Hebel-Methode studierte, lösten die ersten acht Schimpansen das Problem wie ihre Expertin. Vier Affen entdeckten dagegen selbstständig die andere mögliche Methode, drei waren mit beiden Techniken erfolgreich. Die Affen der zweiten Gruppe verwandten alle fast durchgehend die Schiebe-Methode.
Die Forscher entfernten daraufhin den Apparat und wiederholten den Test einen Monat später. Das Ergebnis: Die unterschiedlichen Weisen des Stock-Gebrauchs hatten sich verfestigt. Die Gruppe der Schiebe-Expertin verwandte bis auf ein Tier ausschließlich die vormals vorgeführte Methode, in der anderen Gruppe nutzten bis auf zwei Tiere alle vorwiegend die Hebel-Funktion des Apparates.
Doch nicht nur das: Viele der Affen, die selbstständig auch die zweite Methode herausgefunden hatten, um an das begehrte Futter zu gelangen, gaben diese wieder auf – und gebrauchten den Stock stattdessen genauso wie die Artgenossen ihrer Gruppe. Über die Hälfte der Affen hatten sich demnach an die Gewohnheiten der eigenen Gruppe angepasst.
Offenbar, so schließen die Forscher, haben die Affen das Bedürfnis, Gruppenregeln einzuhalten – sie streben nach Konformität. Die Tiere sind also nicht nur in der Lage, von anderen zu lernen, sondern auch, Erlerntes oder selbst Erfahrenes abzulegen und sich der Norm der eigenen Sippe zu beugen.
Doch auch in einer weiteren Eigenschaft scheinen die Schimpansen dem Menschen ähnlich: Wo eine Norm ist, gibt es auch einen Verweigerer. Im Primatenforschungszentrum heißt die Normbrecherin VR. Sie hat sich von Anfang an dem Wissen der Hebe-Expertin ihrer Gruppe verschlossen und das Futter konsequent nur mit der anderen Methode erstochert. Irgendwie muss man sich ja von den anderen abgrenzen.
Doch auch auf dieses Können haben Menschen wohl kein Patent. Denn auch Schimpansen leben angepasst an das Sozialverhalten ihrer Gruppe, wie Forscher der britischen Universität St. Andrews und des Yerkes-Primatenforschungszentrums der amerikanischen Emory-Universität herausfanden.
Die Forschergruppe um Andrew Witten brachte zwei Schimpansen-Weibchen aus unterschiedlichen Gruppen je eine andere Methode bei, Futter aus einem röhrenförmigen Apparat zu lösen, der sich außerhalb des Käfigs befand: Die eine Probandin lernte, mit Hilfe eines Stockes eine Barriere im Gehäuse nach hinten zu schieben, wodurch das Futter in eine Mulde rollte, die im Käfig-Inneren mündete. Die andere Schimpansin befreite das Futter, indem sie mit Hilfe des Stockes einen Haken hochhob, wodurch die Barriere nach oben gezogen wurde.
Beide Affen kamen anschließend in ihre jeweiligen Gruppen zurück, wo sie die erlernte Methode sieben Tage lang vorführten, ohne dass die Artgenossen sie selbst ausprobieren durften. Jedoch beobachteten die übrigen Affen ihre "Expertinnen" genau. Als die Forscher schließlich auch ihnen Zugang zum Apparat verschafften, konnten jeweils 15 von 16 Affen pro Gruppe schon nach kurzer Zeit den Mechanismus bedienen – und zwar größtenteils mit genau der Methode, die von der jeweiligen Expertin kannten. In einer Kontrollgruppe ohne Experten war kein Tier dazu in der Lage.
Aber nicht alle Tiere knackten den Mechanismus auf die Art, die sie vorher beobachtet hatten. In der Gruppe, welche die Hebel-Methode studierte, lösten die ersten acht Schimpansen das Problem wie ihre Expertin. Vier Affen entdeckten dagegen selbstständig die andere mögliche Methode, drei waren mit beiden Techniken erfolgreich. Die Affen der zweiten Gruppe verwandten alle fast durchgehend die Schiebe-Methode.
Die Forscher entfernten daraufhin den Apparat und wiederholten den Test einen Monat später. Das Ergebnis: Die unterschiedlichen Weisen des Stock-Gebrauchs hatten sich verfestigt. Die Gruppe der Schiebe-Expertin verwandte bis auf ein Tier ausschließlich die vormals vorgeführte Methode, in der anderen Gruppe nutzten bis auf zwei Tiere alle vorwiegend die Hebel-Funktion des Apparates.
Doch nicht nur das: Viele der Affen, die selbstständig auch die zweite Methode herausgefunden hatten, um an das begehrte Futter zu gelangen, gaben diese wieder auf – und gebrauchten den Stock stattdessen genauso wie die Artgenossen ihrer Gruppe. Über die Hälfte der Affen hatten sich demnach an die Gewohnheiten der eigenen Gruppe angepasst.
Offenbar, so schließen die Forscher, haben die Affen das Bedürfnis, Gruppenregeln einzuhalten – sie streben nach Konformität. Die Tiere sind also nicht nur in der Lage, von anderen zu lernen, sondern auch, Erlerntes oder selbst Erfahrenes abzulegen und sich der Norm der eigenen Sippe zu beugen.
Doch auch in einer weiteren Eigenschaft scheinen die Schimpansen dem Menschen ähnlich: Wo eine Norm ist, gibt es auch einen Verweigerer. Im Primatenforschungszentrum heißt die Normbrecherin VR. Sie hat sich von Anfang an dem Wissen der Hebe-Expertin ihrer Gruppe verschlossen und das Futter konsequent nur mit der anderen Methode erstochert. Irgendwie muss man sich ja von den anderen abgrenzen.
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