News: Leben in der Einflugschneise
Evans, Monika Bullinger von der Ludwig-Maximilians-Universität München und Staffan Hygge vom Royal Institute of Technology in Schweden untersuchten 217 Kinder in der dritten und vierten Klasse in ländlichen Gebieten 40 km außerhalb von München vor und nach der Eröffnung eines neuen Flughafens.
Ungefähr die Hälfte der Kinder lebten in einem Gebiet unterhalb der Flugschneise des neuen internationalen Flughafens; die anderen, die hinsichtlich Alter, Beschäftigung der Eltern, Familiengröße und sozioökonomischem Status zu ihnen passen, lebten in ruhigen Gebieten. Blutdruck, Streßhormon-Konzentrationen und Lebensqualität der Kinder wurden sechs Monate vor der Fertigstellung des Flughafens, sowie sechs und 18 Monate nach seiner Eröffnung untersucht.
Die Kinder der chronischen Lärmgruppe verzeichneten einen maßvollen aber signifikanten Blutdruck-Anstieg und einen signifikanten Anstieg der Streßhormone Epinephrin, Norepinephrin und Cortisol, während die Kinder aus den ruhigen Gebieten keine Veränderungen aufwiesen. Achtzehn Monate nach Eröffnung des Flughafens beklagten die Kinder in der chronischen Flugzeuglärmgruppe auch eine deutliche Verschlechterung ihrer Lebensqualität.
"Obwohl der Blutdruckanstieg bei Kindern, die in der Flugschneise angesiedelt sind, mäßig ausfiel, könnte dies eine höhere Wahrscheinlichkeit dafür bedeuten, daß diese Kinder während ihres ganzen Erwachsenenlebens unter erhöhtem Blutdruck leiden werden", sagt Evans.
Die Zunahme von Streßhormonen ist ebenfalls besorgniserregend, weil sie darauf hindeutet, daß Lärm physiologischen Streß auslöst. Die Hormone stehen in Zusammenhang mit Krankheiten von Erwachsenen. Einige davon, wie zum Beispiel hoher Blutdruck, erhöhte Fett- und Cholesterinwerte, Herzerkrankungen sowie eine Abnahme der krankheitsbekämpfenden Immunzellen im Körper, können lebensbedrohend sein.
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