Artenreichtum: Leben und Sterben für die Vielfalt
Wenn eine Spezies die andere auffrisst, dann klingt das nicht gerade danach, als ob am Ende wirklich alle profitieren. Dabei kann der Tod des Einen immerhin die Chance eines Anderen sein – und damit die Vielfalt insgesamt wachsen.
Irgendwann zwischen Mai 2001 und Februar 2003 wurde es ziemlich ernst im peruanischen Dschungel des Allpahuayo-Mishana-Reservats für die 880 Baum-Schützlinge von Paul Fine und seinen Kollegen: Im wild wuchernden Untersuchungsgebiet der Wissenschaftler werde es bald nicht nur keine Versuchspflanzen mehr geben – sondern überhaupt keinen Regenwald. So zumindest sahen es die plötzlich auf den Plan tretenden Land-Spekulanten, die mehr als nur ein Auge auf ausgedehnte Flächen des Nationalparks geworfen hatten. Dies alles sei ihr Grund und Boden. Welches Naturschutzgebiet?
Warum das so ist, war ursprünglich die Frage, welche die Wissenschaftler aus Utah in das peruanische Hochland gelockt hatte. Eigentlich, so ihr Ausgangspunkt, sollten doch die Tropen hinsichtlich Bodenbeschaffenheit, Höhenlage und Niederschlagsmenge nicht gar so verschieden von kühleren Regionen sein. Welche Faktoren beeinflussen noch den hiesigen Artenreichtum?
Um Antworten zu erhalten, wollten sie zunächst den Einfluss des Bodens auf das Wachstum verschiedener Baumarten untersuchen. 880 junge Setzlinge aus 22 Spezies siedelten die Forsche zu diesem Zwecke um: Unabhängig von den eigentlichen Präferenzen der Gewächse pflanzten sie Bäume, die eigentlich auf nährstoffreichem roten Tonuntergrund wachsen, in eher ärmere Sandböden – und umgekehrt.
Unter dem menschengemachten Umzugsdruck zeigte sich daraufhin, welche der Baumarten aus dem härtesten Holz geschnitzt waren: Die Bäume, deren eigentliche Heimat die rote Erde ist, wuchsen – auch bei ihrem Auswärtsspiel auf Sand – schneller als die eigentlichen Sandboden-Spezialisten. Zudem produzierten sie auch flotter größere Blätter. Sandpflanzen mit ihren Füßen im Tönernen überlebten zwar auch, kümmerten allerdings eher mickrig dahin.
Bleibt die Frage, warum die Insektengift haltigen Sandpflanzen auf besseren Böden nicht ebenso vertreten sind wie in ihrer heimischen Magerflur – gefräßige Insekten gibt es schließlich über rotem Ton ebenfalls en masse.
Ein dritter, unberechenbarer Faktor – der Druck von Schädlingen und die möglichen Abwehrmaßnahmen der Pflanzen – schafft hier also unter bestimmten Bedingungen Chancen für die den dominanten Baumarten eigentlich unterlegenen Exemplare. Die Folge: Der Artenreichtum wächst, insgesamt.
Und der weltgrößte Schädling, der Mensch? Immerhin, der Landnahme-Überfall im Naturschutzgebiet – ein in Südamerika und anderswo ziemlich normaler Vorgang im Zwielicht gesetzlicher Grauzonen – endete für die Forscher um Fine, für die Bäume, Insekten und anderen Arten im Allpahuayo-Mishana-Reservat noch glimpflich. Mit Hilfe der Wissenschaftler sowie einer flugs gegründeten regionalen Naturschutzgruppe konnte das bedrohte Gebiet vor dem Zugriff der Bodenspekulanten bewahrt werden. Ein kleiner Sieg für die Biodiversität. Bis auf weiteres.
Darauf war die Antwort eigentlich gesetzlich fest gezurrt. Das peruanische Reservat ist eines mit enorm hoher Biodiversität: Im Regenwald um und am Amazonas finden sich nahezu 10 000 Baum-Spezies auf einer Fläche, die in den weiter nördlichen, gemäßigten Zonen des amerikanischen Kontinents weniger als 600 Arten beheimaten würde.
Warum das so ist, war ursprünglich die Frage, welche die Wissenschaftler aus Utah in das peruanische Hochland gelockt hatte. Eigentlich, so ihr Ausgangspunkt, sollten doch die Tropen hinsichtlich Bodenbeschaffenheit, Höhenlage und Niederschlagsmenge nicht gar so verschieden von kühleren Regionen sein. Welche Faktoren beeinflussen noch den hiesigen Artenreichtum?
Um Antworten zu erhalten, wollten sie zunächst den Einfluss des Bodens auf das Wachstum verschiedener Baumarten untersuchen. 880 junge Setzlinge aus 22 Spezies siedelten die Forsche zu diesem Zwecke um: Unabhängig von den eigentlichen Präferenzen der Gewächse pflanzten sie Bäume, die eigentlich auf nährstoffreichem roten Tonuntergrund wachsen, in eher ärmere Sandböden – und umgekehrt.
Unter dem menschengemachten Umzugsdruck zeigte sich daraufhin, welche der Baumarten aus dem härtesten Holz geschnitzt waren: Die Bäume, deren eigentliche Heimat die rote Erde ist, wuchsen – auch bei ihrem Auswärtsspiel auf Sand – schneller als die eigentlichen Sandboden-Spezialisten. Zudem produzierten sie auch flotter größere Blätter. Sandpflanzen mit ihren Füßen im Tönernen überlebten zwar auch, kümmerten allerdings eher mickrig dahin.
Bei einer derartigen ortsunabhängigen Dominanz der auf rotem Ton heimischen Gewächse – warum haben diese nicht längst alle anderen Baumkonkurrenten aus dem Feld geschlagen, auch auf Sand? Eine Antwort liefert eine weitere Versuchsgruppe: Die Hälfte aller umgesetzten Pflanzen hatten die Forscher unmittelbar nach dem Verpflanzen mit dichten Moskitonetzen vor dem Zugriff hungriger Insekten geschützt. Eben dies nun erwies sich bei den natürlicherweise auf rotem Ton heimischen, denn aber in den Sand gesetzten Bäumen als überlebenswichtig: Ungeschützte Tonbodenpflanzen im Sand wurden von Fraßinsekten ratzeputz leer gefressen und starben ab. Das wiederum kann Sandbodenpflanzen nicht passieren: Diese wachsen zwar langsam, investierten die gesparte Energie aber in die Produktion eines eigenen Anti-Insektenfraß-Wirkstoffes – ohne Moskitonetz haben die eigentlich kräftiger austreibenden Tonpflanzen gegen sie deshalb auf Sand keine echte Chance.
Bleibt die Frage, warum die Insektengift haltigen Sandpflanzen auf besseren Böden nicht ebenso vertreten sind wie in ihrer heimischen Magerflur – gefräßige Insekten gibt es schließlich über rotem Ton ebenfalls en masse.
Durchaus, meinen die Forscher. Auf dem umkämpften, nährstoffreichen Ton-Gelände herrsche in der Tat sogar ein vergleichsweise knallhartes Überlebensgefecht. Dennoch könne, frei nach dem Motto "lebe schnell oder sterbe jung“, ein Baum auf begehrten Böden sämtliche Konkurrenz nur dann aus dem Feld schlagen, wenn er wirklich alle verfügbaren Ressourcen in Wachstum investiert. Zudem gebe es hier ja auch noch mehr Verlass auf die Feinde der Feinde: Räuber auf der Jagd nach Krabbel-Beute seien ebenfalls auf rotem Ton häufiger – einfach, weil potenzielle Beute wie schmackhafte Insekten hier öfter auf der Suche nach Fraßschutzstoff-freien Blättern anzutreffen sind.
Ein dritter, unberechenbarer Faktor – der Druck von Schädlingen und die möglichen Abwehrmaßnahmen der Pflanzen – schafft hier also unter bestimmten Bedingungen Chancen für die den dominanten Baumarten eigentlich unterlegenen Exemplare. Die Folge: Der Artenreichtum wächst, insgesamt.
Und der weltgrößte Schädling, der Mensch? Immerhin, der Landnahme-Überfall im Naturschutzgebiet – ein in Südamerika und anderswo ziemlich normaler Vorgang im Zwielicht gesetzlicher Grauzonen – endete für die Forscher um Fine, für die Bäume, Insekten und anderen Arten im Allpahuayo-Mishana-Reservat noch glimpflich. Mit Hilfe der Wissenschaftler sowie einer flugs gegründeten regionalen Naturschutzgruppe konnte das bedrohte Gebiet vor dem Zugriff der Bodenspekulanten bewahrt werden. Ein kleiner Sieg für die Biodiversität. Bis auf weiteres.
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