News: Lebendige Erinnerungen
Randy L. Buckner, Mark E. Wheeler und Steven E. Petersen von der Washington University in St. Louis verfolgten die Gedächtnisspuren mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanzspektroskopie (fMRI). Zunächst zeigten sie den Versuchsteilnehmern Bilder von bekannten Objekten wie einem Hund, einem Flugzeug oder einer Trommel, oder sie spielten ihnen vertraute Geräusche vor, beispielsweise Hundegebell, das Aufheulen von Flugzeugmotoren oder Getrommel. Nachdem sich die Freiwilligen mit den Bildern oder Geräuschen vertraut gemacht hatten, setzten sie sich in einen fMRI-Scanner. Dort sollten sie sich die Bilder oder Geräusche noch einmal ins Gedächtnis rufen, während die Wissenschaftler Momentaufnahmen der Gehirnaktivität aufzeichneten. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Erinnerung an ein Bild auch tatsächlich den visuellen Cortex aktivierte, während die Gedanken an die Klänge den auditorischen Cortex weckten (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 26. September 2000).
"Vielleicht sehen wir das Echo der Erinnerung im Gehirn", meint Buckner. Zur Überraschung der Wissenschaftler ist dieses Echo allerdings nicht ganz vollständig. Denn in den Aufnahmen waren nur diejenigen Bereiche der Seh- beziehungsweise Hörrinde aktiviert, die zu den obersten Ebenen der Wahrnehmung gehören, auf denen bereits recht komplexe Darstellungen der sensorischen Informationen vorliegen. Das lässt nach Buckners Ansicht vermuten, dass die Reaktivierung von Gehirnregionen während des Erinnerungsprozesses diejenigen Bereiche ausspart, die bei der Wahrnehmung auf unterster Stufe stehen, und sich auf die oberen Ebenen stützt.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 14.6.2000
"Erinnerungen – sentimental, aber unwahr"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 17.8.2000
"Auch das Langzeitgedächtnis kann sich irren"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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