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News: Lebendige Spurensuche

3,8 Milliarden Jahre alt sollen die ersten Spuren des Lebens sein. Nun zweifeln Wissenschaftler wieder einmal an, dass die gefundenen chemischen Fingerabdrücke tatsächlich biologischen Ursprungs sind.
Im Westen von Grönland lagern einige der ältesten Gesteine unserer Erde. Und sie beherbergen die ältesten Spuren von Leben, so die bisherige Meinung. Vor 3,8 Milliarden Jahren sollen dort Archaea, ursprüngliche Mikroorganismen, ausgedehnte Matten gebildet haben. Sie hinterließen in den Sedimenten einen offenbar unverwechselbaren chemischen Fingerabdruck in der Zusammensetzung der Kohlenstoffisotope.

Doch dieses Bild bröckelt. Denn einige der Sedimente der Isua-Schichten sind mitnichten Ablagerungen einer aquatischen Umgebung, wie bisher vermutet. Als Forscher die carbonatischen Gesteine noch einmal genauer unter die Lupe nahmen, mussten sie feststellen, dass sie Metasomatite vor sich hatten – Gesteine, deren chemische und damit auch mineralische Zusammensetzung sich nachträglich noch einmal durch den Kontakt mit heißen Lösungen verändert hatte.

Keine Sedimente, keine Archaea? Mark van Zuilen von der Scripps Institution of Oceanography und seine Kollegen nahmen sich die Graphite noch einmal genauer vor, die damals als Lebensspuren angesehen wurden. Und da sie in enger Nachbarschaft des Graphits immer wieder auf eisenhaltige Carbonate und Magnetite stießen, schlagen sie nun ebenfalls einen alternativen Entstehungsmechanismus vor, für den Lebewesen keine Finger im Spiel hatten.

Demnach hätte sich der Graphit aus Siderit (FeCO3) gebildet, das sich in Magnetit (Fe3O4), Kohlendioxid und elementaren Kohlenstoff auftrennte. Dieser gut untersuchte Prozess tritt oberhalb von 450 Grad Celsius auf – Temperaturen, die durch in Spalten und Risse eindringende heiße Lösungen oder Dämpfe leicht überschritten werden konnten. Damit wäre der Graphit in diesen Proben weder biogen noch 3,8 Milliarden Jahre alt.

Ein weiteres Gegenargument lieferten angrenzende Gesteine, in denen die Verbindungen nicht derart vergesellschaftet auftraten. Zwar waren auch hier Kohlenstoffspuren zu finden, doch stammten sie wohl nicht von Graphit: Als die Forscher die Proben in die Brennkammer stellten, verbrannten die Kohlenstoffanteile bereits bei 450 Grad Celsius – Graphit jedoch verbrennt normalerweise erst bei 700 bis 800 Grad Celsius. Die Forscher vermuten daher, dass es sich bei diesen Kohlenstoff-Spuren um jüngere Verunreinigungen durch das Grundwasser handelt und nicht um alte Überreste.

Doch ganz gestorben sind die ältesten Spuren des Lebens damit noch nicht. Denn in Gesteinen der Akilia-Insel, 150 Kilometer von den Isua-Ablagerungen entfernt, sind Forscher ebenfalls auf Graphite gestoßen, deren Isotopenzusammensetzung einen biologischen Ursprung vermuten lassen. Und hier fehlen Siderite und Magnetite oder andere eisenhaltige Carbonate in unmittelbarer Umgebung – wenn nicht ein anderer nichtbiologischer Prozess zugange war, sind diese Graphite vielleicht wirklich die chemischen Fingerabdrücke von Archaea.

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