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Wahrnehmung: Lebhafte Vorstellungskraft verschlimmert Zwänge

Werden Zwangsgedanken von entsprechenden Sinneswahrnehmungen begleitet, fällt die Kontrolle des Zwangs schwerer.
Händewaschen

Bestimmte Gedanken drängen sich Patienten mit Zwangsstörungen unwillkürlich auf, etwa die Vorstellung, sie könnten sich mit einer Krankheit infizieren. Wie schon länger bekannt ist, gehen mit solchen Zwangsgedanken manchmal ungewöhnliche Wahrnehmungsempfindungen einher: Betroffene, die sich vor Ansteckung fürchten, »spüren« dann zum Beispiel den vermeintlichen Schmutz auf der Haut. Wer glaubt, den Herd angelassen zu haben, hat vielleicht einen Brandgeruch in der Nase.

Psychologen der Universität Hamburg untersuchten jetzt in einer kleinen Pilotstudie, wie verbreitet solche Sinneseindrücke sind und wie sie mit der Schwere der Erkrankung zusammenhängen. Dazu befragten sie 34 Patienten mit Zwangsstörung, die nicht zugleich an einer psychotischen oder neurologischen Erkrankung litten. Drei von vier Teilnehmern berichteten, regelmäßig derartige Wahrnehmungen zu haben. Körperliche, taktile und visuelle Sinneseindrücke waren am verbreitetsten, akustische oder olfaktorische seltener.

Je eindrücklicher diese Wahrnehmungen waren, desto stärker ausgeprägt war auch die Symptomatik der Störung insgesamt. Insbesondere berichteten die Probanden dann von einer geringeren Kontrolle über das Ausleben des Zwangs – etwa häufiges Händewaschen oder Kontrollverhalten. Am deutlichsten war das bei Patienten mit Krankheitsängsten.

Dies könnte man bei der Behandlung der Betroffenen berücksichtigen, schlagen die Forscher vor. Die Patienten sollten zum Beispiel üben, in solchen Momenten besonders lebhafte, positive Gedankenbilder und Erinnerungen abzurufen. Vergleichbare Ansätze gebe es in der Depressionstherapie.

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