News: Legale Egal-Gefühle
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Zu neuen wissenschaftlichen Grenzerweiterungen des Gebiets der Cannabis-Wirkung machte sich zuletzt eine kleine Armada internationaler Forscher auf. Wissenschaftlerteams des Münchener Max-Planck-Institutes für Psychiatrie, des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit in Neuherberg und des Consiglio Nazionale delle Ricerche aus Neapel deckten sich mit notwendigen Verbrauchsmaterialien ein und zogen sich in Klausur hinter ihre Labortüren zurück.
Natürlich interessierten die Wissenschaftler sich rein beruflich für die Eigenschaften des Hanfs – genauer gesagt, seine legendär beruhigende Wirkung. Angetreten waren sie ursprünglich, um herauszufinden, auf welche Weise unangenehme und angsteinflößende Ereignisse von Menschen verarbeitet werden. Dabei konzentrierten sie sich auf eine als Amygdala oder Mandelkern bezeichnete Gehirnregion, die – wie aus mehreren Studien bereits bekannt war – eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von gedanklich und emotional fordernden Situationen innehat.Während nun aber normale Mäuse mit funktionsfähigen CB1-Rezeptoren an späteren Tagen die unangenehmen Erlebnisse schnell verdaut hatten und umlernen konnten – sie reagierten schon bald nicht mehr panisch auf das nun nicht mehr mit Stromreizen verknüpfte Tonsignal – konnten die CB1-Rezeptor-freien Mäuse das traumatische Ereignis nicht verarbeiten und verfielen noch lange in Angststarre, sobald sie das Tonsignal hörten.
Mit Hilfe biochemischer Methoden bestätigten die Forscher den beruhigenden Einfluss des CB1-Rezeptors. Zugleich wiesen sie nach, dass die körpereigenen Endocannabinole gerade dann besonders hoch konzentriert in der Amygdala gebildet werden, wenn die Mäuse sich an das nicht länger mit dem Stromreiz verknüpfte, also harmlose Tonsignal gewöhnt hatten. Offensichtlich ist also das CB1-Rezeptor-Endocannabinolsystem entscheidend für die Anpassungsfähigkeit des Gehirns an angsteinflößende Begebenheiten. Auf dem Boden dieser Erkenntnisse könnten ganz neue Medikamente entwickelt werden, die den körpereigenen Endocannabinolen ähneln. Diese könnten dann Patienten mit schweren wiederkehrenden Panikattacken oder den Opfern chronischer Schmerzen helfen, bei denen das CB1-Rezeptor-Endocannabinol-System aus der Balance geraten ist.
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