Tierhaltung: Leid und Liebe der grauen Riesen
Sie gehören zu den Lieblingen der Zoobesucher und gelten als sehr soziale Wesen - doch im Tierpark scheinen Elefanten dies nicht zu ihrem Vorteil ausleben zu können: Die Dickhäuter leben trotz ihrer Anpassungsfähigkeit hinter Gittern artunverträglich früh ab.
Maggie hatte keine schöne Kindheit und Jugend: Die Elefantendame überlebte als einzige, als ihre Familie in Simbabwe aus demografischen Gründen gekeult werden musste. Asyl gewährte ihr dann ausgerechnet ein Zoo im kalten Alaska, wo sie sich 14 Jahre lang als einzige Weggefährtin zur Asiatischen Elefantenkuh Annabelle gesellte – bis diese 1997 an den Komplikationen einer Fußinfektion verendete.
Keine Freude hinter Gittern
Ob sie dort aber auf Dauer glücklich wird und ein gesegnetes Alter erreicht – Elefanten können über 80 Jahre leben –, muss bezweifelt werden, warnen Georgia Mason von der University of Guelph in Kanada und ihre Kollegen [1]. Afrikanische und Asiatische Elefanten litten in Zoos häufig unter Herpes, Tuberkulose, Unfruchtbarkeit und Lahmheit, sie töten überdurchschnittlich oft ihren Nachwuchs und neigen zu stereotypen Handlungsweisen, dem so genannten Zoohospitalismus. Und zu allem Überfluss vermehren sie sich in Gefangenschaft so schlecht, dass ständig Nachschub aus der freien Natur folgen muss, um die Zoopopulation stabil zu halten.
Aber tut man den Tieren trotzdem nichts Gutes, wenn man sie in die sicheren Tiergärten verfrachtet? Immerhin drohen in afrikanischen Savannen Wilderer, die es immer noch auf das Elfenbein der grauen Riesen abgesehen haben, weil es sich trotz Handelsverbot mit Gewinn nach Ostasien verkauft. Und in Asien wie Afrika schwinden die Lebensräume, da Savannen und Regenwälder Platz machen müssen für Felder und Plantagen: Die Verbreitungsgebiete der beiden Arten ist mittlerweile sehr zerstückelt und konzentriert sich in vielen Staaten auf Schutzgebiete.
Traumatische Tripps
Immerhin haben sich in letzter Zeit ihre Aussichten hinter Gittern verbessert, und auch der Nachwuchs überlebt dort mittlerweile genauso häufig wie in Freiheit geborene Kälber. Eine positive Entwicklung, die für die asiatische Vertreter noch nicht gilt: Im Zoo geborene Tiere sterben unverändert oft bereits im Kindesalter. Im Schnitt überleben sie deshalb nur knapp 19 Jahre und damit etwas länger als ihre größeren afrikanischen Verwandten. Verglichen mit den Arbeitstieren in Myanmar verenden sie dennoch früh: Diese erreichen im Schnitt 42 Jahre. "Elefanten in Zoos zu verfrachten, beeinflusst ihre Lebensfähigkeit tiefgreifend", schreiben denn auch die Forscher.
Die Dickhäuter litten unter Stress und Fettleibigkeit, was sie entsprechend früher hinweg raffe. Besonders negativ wirke sich dabei das Hin- und Herschieben der Tiere zwischen einzelnen Zoos aus, meint Mason – vor allem weil dies Einzeltiere betrifft, die sich anschließend in neuen Herden und einer ungewohnten Umgebung zurechtfinden müssen. Dabei können Elefanten mit Umsiedelungen durchaus sehr gut zurechtkommen, meint eine weitere Zoologengruppe um Noa Pinter-Wollman von der University of California in Davis, die das soziale Verhalten der Tiere nach einem derartigen Transfer beobachtet hatten [2].
Tierische Segregation
Letzteres geschah im September 2005, als kenianische Wildhüter je zwanzig Familienverbände – Kühe, Heranwachsende und Kälber – sowie die einzelgängerischen Bullen vom Shimba Hills National Reserve in den Nationalpark Ost-Tsavo überführten. Beider Umwelt unterschied sich jedoch beträchtlich, denn die Shimba Hills bedecken feuchte Wälder, während der Tsavo eine eher trockene Gras- und Strauchsavanne ist: Die Umsiedler mussten sich also in einer völlig neuen Umgebung beweisen.
Der zeitweilige Zusammenschluss der Familien zu größeren Herden förderte jedenfalls die Individuen: Sie hielten Angreifer noch besser auf Distanz und führten ein stressärmeres Leben, weshalb sie gesundheitlich meist in einem besseren Zustand waren als Tiere in Kleingruppen – kein Wunder bei diesen sehr sozialen Tieren, die ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis besitzen und selbst über größere Distanzen miteinander kommunizieren können. Ob und wie Zoos den Herdentrieb für ihre Dickhäuter nutzen könnten, bleibt jedoch fraglich: Allein Maggies Einzeflug aus Alaska nach Kalifornien mit einem Militärtransporter hat laut der "Seattle Times" 200 000 US-Dollar gekostet.
Damit sich Maggie nicht langweilte, brachten Pfleger ihr das Mundharmonikaspiel und Malen bei, der Zoo baute ihr ein Laufband, und an milden Wintertagen tollte sie sogar gerne im Schnee herum, wie Augenzeugen berichteten. Dennoch fristete sie ihr Dasein über Jahre hinweg allein in ihrem Gehege – was massive Kritik von Tierschützern und Proboscidologen auslöste, da Elefanten zu den sehr geselligen Tierarten zählen, denen Einzelhaltung wenig bekommt. Doch erst 2007 hatte der Alaska Zoo in Anchorage ein Einsehen und überstellte Maggie in die Obhut der Performing Animal Welfare Society in Kalifornien, wo sie sich mittlerweile gut in eine Herde Artgenossen integriert hat.
Keine Freude hinter Gittern
Ob sie dort aber auf Dauer glücklich wird und ein gesegnetes Alter erreicht – Elefanten können über 80 Jahre leben –, muss bezweifelt werden, warnen Georgia Mason von der University of Guelph in Kanada und ihre Kollegen [1]. Afrikanische und Asiatische Elefanten litten in Zoos häufig unter Herpes, Tuberkulose, Unfruchtbarkeit und Lahmheit, sie töten überdurchschnittlich oft ihren Nachwuchs und neigen zu stereotypen Handlungsweisen, dem so genannten Zoohospitalismus. Und zu allem Überfluss vermehren sie sich in Gefangenschaft so schlecht, dass ständig Nachschub aus der freien Natur folgen muss, um die Zoopopulation stabil zu halten.
Aber tut man den Tieren trotzdem nichts Gutes, wenn man sie in die sicheren Tiergärten verfrachtet? Immerhin drohen in afrikanischen Savannen Wilderer, die es immer noch auf das Elfenbein der grauen Riesen abgesehen haben, weil es sich trotz Handelsverbot mit Gewinn nach Ostasien verkauft. Und in Asien wie Afrika schwinden die Lebensräume, da Savannen und Regenwälder Platz machen müssen für Felder und Plantagen: Die Verbreitungsgebiete der beiden Arten ist mittlerweile sehr zerstückelt und konzentriert sich in vielen Staaten auf Schutzgebiete.
Mit deren Bewohnern sowie burmesischen Rüsseltieren im Dienste der Holzwirtschaft haben die Forscher nun das Schicksal europäischer Elefantenweibchen verglichen – und kamen zu einem traurigen Ergebnis: Im Zoo geborene Afrikanerinnen überlebten durchschnittlich nur knapp 17 Jahre, während es ihre Artgenossinnen im kenianischen Amboselipark auf 56 Jahre brachten, sofern sie eines natürlichen Todes starben. Doch selbst unter Berücksichtigung vorzeitig durch Menschenhand getöteter Exemplare, starben sie erst im Alter von knapp vier Jahrzehnten.
Traumatische Tripps
Immerhin haben sich in letzter Zeit ihre Aussichten hinter Gittern verbessert, und auch der Nachwuchs überlebt dort mittlerweile genauso häufig wie in Freiheit geborene Kälber. Eine positive Entwicklung, die für die asiatische Vertreter noch nicht gilt: Im Zoo geborene Tiere sterben unverändert oft bereits im Kindesalter. Im Schnitt überleben sie deshalb nur knapp 19 Jahre und damit etwas länger als ihre größeren afrikanischen Verwandten. Verglichen mit den Arbeitstieren in Myanmar verenden sie dennoch früh: Diese erreichen im Schnitt 42 Jahre. "Elefanten in Zoos zu verfrachten, beeinflusst ihre Lebensfähigkeit tiefgreifend", schreiben denn auch die Forscher.
Die Dickhäuter litten unter Stress und Fettleibigkeit, was sie entsprechend früher hinweg raffe. Besonders negativ wirke sich dabei das Hin- und Herschieben der Tiere zwischen einzelnen Zoos aus, meint Mason – vor allem weil dies Einzeltiere betrifft, die sich anschließend in neuen Herden und einer ungewohnten Umgebung zurechtfinden müssen. Dabei können Elefanten mit Umsiedelungen durchaus sehr gut zurechtkommen, meint eine weitere Zoologengruppe um Noa Pinter-Wollman von der University of California in Davis, die das soziale Verhalten der Tiere nach einem derartigen Transfer beobachtet hatten [2].
Das Einfangen von Elefanten in einer Region und das Freilassen in einer anderen ist in Teilen Afrikas gang und gäbe: Aus dem überbevölkerten Krüger-Nationalpark Südafrikas beispielsweise werden ganze Herden über die Grenze nach Mosambik verfrachtet, wo sie im Bürgerkrieg fast gänzlich ausgerottet worden waren. Transaktionen fanden auch in Angola oder Kenia statt, um diese wichtigen Bestandteile des Savannenökosystems nach Eindämmung der Wilderei wieder flächendeckender anzusiedeln oder Konflikte zwischen den Elefanten und Menschen zu entschärfen.
Tierische Segregation
Letzteres geschah im September 2005, als kenianische Wildhüter je zwanzig Familienverbände – Kühe, Heranwachsende und Kälber – sowie die einzelgängerischen Bullen vom Shimba Hills National Reserve in den Nationalpark Ost-Tsavo überführten. Beider Umwelt unterschied sich jedoch beträchtlich, denn die Shimba Hills bedecken feuchte Wälder, während der Tsavo eine eher trockene Gras- und Strauchsavanne ist: Die Umsiedler mussten sich also in einer völlig neuen Umgebung beweisen.
Dort lebten sie sich rasch und gut ein. Wie in menschlichen Gesellschaften oft ebenfalls zu beobachten, hielten sich die Neuankömmlinge von den Alteingesessenen aber erst einmal fern und knüpften bevorzugt Bande untereinander – selbst wenn sie zu unterschiedlichen Familienverbänden gehörten, nicht miteinander verwandt waren und unabhängig voneinander gefangen wurden. Die Forscher verwunderte dies nicht, stammten die Elefanten doch aus einem kleinen Gebiet, in dem sich ihre Wege zuvor schon häufiger gekreuzt hatten. Je enger sie sich aufeinander einließen, desto loser waren jedoch die Kontakte zu den ursprünglichen Dickhäutern des Tsavo, obwohl diese ihnen eher Informationen zu Weidegründen oder Wasserlöchern hätten vermitteln können. Allerdings, so gestehen die Forscher, reagierten diese Tiere anfänglich aggressiv auf die Zuwanderer, wenn sie aufeinander trafen. Im Laufe der Zeit schwand diese Aversion, und die Grenzen zwischen Tsavo- und Shimba-Hills-Elefanten verschwammen.
Der zeitweilige Zusammenschluss der Familien zu größeren Herden förderte jedenfalls die Individuen: Sie hielten Angreifer noch besser auf Distanz und führten ein stressärmeres Leben, weshalb sie gesundheitlich meist in einem besseren Zustand waren als Tiere in Kleingruppen – kein Wunder bei diesen sehr sozialen Tieren, die ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis besitzen und selbst über größere Distanzen miteinander kommunizieren können. Ob und wie Zoos den Herdentrieb für ihre Dickhäuter nutzen könnten, bleibt jedoch fraglich: Allein Maggies Einzeflug aus Alaska nach Kalifornien mit einem Militärtransporter hat laut der "Seattle Times" 200 000 US-Dollar gekostet.
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