Sinneseindrücke: Leopardenhaie erschnüffeln den Heimweg
Wenn der Leopardenhai Streifzüge ins offene Meer unternimmt, "erschnuppert" er sich offenbar den Weg zurück in die heimatlichen Küstengewässer. Das berichtet ein Forscherteam um Andrew P. Nosal von der University of California in San Diego.
In ihrer Studie fingen die Forscher insgesamt 26 Leopardenhaie (Triakis semifasciata) vor der Küste Kaliforniens, verschlossen knapp der Hälfte von ihnen die Nase mit Baumwolle und Vaseline und setzten sie dann etwa neun Kilometer von der Küste entfernt wieder ins Wasser. Von dort verfolgten sie mit Hilfe eines Senders den Weg der Tiere zurück zur Küste. Die Haie mit beeinträchtigtem Geruchssinn schwammen langsamer als die Tiere mit freier Nase, beobachteten die Forscher. Ihr Weg wies deutlich mehr Drehungen und Richtungswechsel auf und erinnerte an Zufallsbewegungen. Nach Ablauf des vierstündigen Beobachtungszeitraums hatten sie im Schnitt nur 37 Prozent der Strecke zur Küste zurückgelegt, während die Haie, deren Nase nicht verstopft worden war, fast die doppelte Distanz bewältigt hatten (63 Prozent).
Das offene Meer und insbesondere die Tiefsee bieten kaum Anhaltspunkte für die Orientierung: Das Licht verblasst mit zunehmender Tiefe rasch, Wellenbewegungen verzerren es zusätzlich, markante Orientierungspunkte sind rar oder fehlen ganz, und der Stand von Sonne oder Sternen ist meist nicht zu erkennen. Den Meeresbewohnern stehen jedoch einige andere Umwelteindrücke zur Verfügung, um den richtigen Weg zu finden. Neben geomagnetischen Signalen, Wasserdruck, Strömung und Temperatur sind chemische Signale eine wichtige Navigationshilfe. Sie lotsen zum Beispiel wandernde Lachse in die richtige Flussmündung und dirigieren sie weiter bis zu den Laichgründen in einem bestimmten Seitenarm des Flusses. Auch der verhältnismäßig große Riechkolben bei Weißem Hai, Tiger- und Blauhai legt nahe, dass sich diese Tiere bei ihren Wanderungen durchs offene Meer an Geruchssignalen orientieren. Welche "Düfte" den Leopardenhai auf seinem Heimweg leiten und ob er zusätzliche Signale nutzt, um den richtigen Pfad einzuschlagen, wollen die Forscher in weiteren Studien untersuchen.
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