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Wien(n)erisches Diarium: Lesen Sie sich durch das 18. Jahrhundert

Die älteste noch existierende Zeitung der Welt ist jetzt online lesbar: Die 300 Jahre alten Ausgaben berichten von den Anfängen der Luftfahrt und Maßnahmen gegen die Pest.
Ein Exemplar des alten Wien(n)erischen Diariums

Es wird verlautbart, dass »wegen der in Frankreich grassirenden Pest / weder Personen / Vieh / noch Waaren / von dorten« einreisen dürften. Auch heißt es andernorts, dass »allda niemand Frembder / ohne sichern Paß / wegen der anderwerts im Schwung gehenden bösen Seuche / eingelassen werde«. Diese und andere Eindämmungsmaßnahmen gegen einen tödlichen Erreger finden sich in der ältesten, noch existierenden Zeitung der Welt: dem »Wien(n)erischen Diarum«, das ab 1703 herausgegeben wurde und sich ab 1780 seinen heutigen Namen gab – »Wiener Zeitung«.

Wer im Hausblatt der Habsburgermonarchie schmökern und einen ungefilterten Eindruck von der Lebenswelt des 18. Jahrhunderts bekommen möchte, kann dies nun im »Digitarium«, dem »digitalen Diarium« tun. Experten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften haben bislang rund 300 Ausgaben der Tageszeitung im Volltext online für jeden verfügbar gemacht.

Insgesamt ist dies nur ein Bruchteil der rund 10 000 Ausgaben, die im 18. Jahrhundert erschienen. Um der Masse an Digitalisaten Herr zu werden, setzen die Wissenschaftler auf selbstlernende Systeme, die an per Hand transkribierten Textpassagen trainiert werden. Dadurch könnten sie die Textgenauigkeit auf 99,7 Prozent bringen, schreiben die Forscher in einer Pressemitteilung.

Auf der Website des »Digitariums« sind alle bereits digitalisierten Inhalte durchsuchbar. Die zuverlässige Transkription erlaube es beispielsweise auch Veränderungen in der Schriftsprache über die Jahrzehnte hinweg zu verfolgen oder wie sich Werbeanzeigen entwickelten.

Dass jede Pest auch ein Ende hat, konnte man am 11. November 1722 im Diarium lesen: »daß die Seuche an allen Orten von Provence und Languedoc völlig aufgehört / und […] daß jene Stadt / in welcher dieselbe so sehr gewütet / nunmehro davon befreyet seye.«

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