Kunsttherapie: Lest mehr Gedichte!
"Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes." So beginnt das wohl bedeutendste Heldenepos der abendländischen Kulturgeschichte, die "Odyssee" des griechischen Dichters Homer. Wer weiterliest, erfährt viel über die Irrfahrten des Odysseus und die Ursprünge westlicher Literatur. Wer die Verse zudem laut vorträgt, und es müssen dabei nicht unbedingt alle 12 000 sein, kann auch etwas für seine Gesundheit tun.
Von dem antiken Dichter Homer, der im 8. Jahrhundert vor Christus gelebt hat, stammt neben der "Odyssee" auch die "Ilias", in der der Kampf um Troja geschildert wird. Die Ilias diente dem Hollywoodfilm "Troja" als Vorlage. Während sich das Leinwandspektakel einer farbenfrohen Bildsprache bedient, transportieren die beiden Epen ihren Inhalt in einem festen Versmaß. Beim so genannten Hexameter werden sechs Silben pro Verszeile betont. In der strengsten Form folgen der betonten Silbe stets zwei unbetonte. Von der wohltuenden Wirkung der Rezitation von Hexameter-Versen sind Kunsttherapeuten seit langem schon überzeugt.
Für ihre wissenschaftlichen Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen Hexameter, Herzschlag und Atmung verwendeten die Forscher eine deutsche Übersetzung, die den Rhythmus der jahrtausendealten Verse beibehält. "Mit Hexameter-Versen können langsame Atemschwingungen erzeugt werden", erklärt Dirk Cysarz, Mitglied der Forschergruppe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medizintheorie und Komplementärmedizin an der Universität Witten/Herdecke. Der Physiker hat in Witten über die Synchronisation von Herzschlag und Atmung promoviert. Ebenfalls an den aktuellen Studien beteiligt waren das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke und die Kollegiale Instanz für Komplementärmedizin der Universität Bern.
An den Untersuchungen nahmen 20 gesunde Männer und Frauen teil. Sie liefen dreimal für jeweils 20 Minuten durch einen Raum. Recht langsam: ungefähr mit 50 Schritten pro Minute. Bei einem der 20-Minuten-Durchgänge sollten sie spontan, also möglichst wie im Alltag atmen. Bei einem weiteren Durchlauf wurden sie gebeten, nach einem vorgegebenen Schema kontrolliert ein- und auszuatmen. Die dritte Runde war dadurch gekennzeichnet, dass die Probanden während des Gehens Hexameterverse aus der Odyssee nachsprachen, die der Versuchsleiter vorsprach. Während der Experimente wurden Herzschlag und Atmung der Teilnehmer gemessen.
Die Auswertung der Daten ergab: Während der Rezitation der antiken Verse war eine deutliche Synchronisation von Herzschlag und Atemfrequenz zu beobachten. Die durch den Hexameter-Rhythmus bedingten langsamen Atemschwingungen erzeugten eine harmonische und regelmäßige Herzschlagfolge. "Offensichtlich hilft der Hexameter dem Körper, seinen eigenen, guten Rhythmus zu finden", resümiert Cysarz. Andere Studien, so der Wissenschaftler, wiesen darauf hin, dass langsame Atmung die Lungen effizienter arbeiten lasse und auch der Blutdruck gesenkt würde.
Ebenfalls positive Effekte auf den Körper werden dem Rosenkranz und dem Mantra "Om" zugesprochen. Sollten Ärzte ihren Herzpatienten jetzt Gedichtbände statt Tablettenpackungen verschreiben? "Nein", sagt der Wittener Forscher. Diese Art von Kunsttherapie könne nur eine flankierende Behandlungsmaßnahme sein. Indes: Schaden kann zum Beispiel die Hexameter-Therapie wohl kaum. Man muss allerdings eine Nebenwirkung in Kauf nehmen: Bildung.
Für ihre wissenschaftlichen Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen Hexameter, Herzschlag und Atmung verwendeten die Forscher eine deutsche Übersetzung, die den Rhythmus der jahrtausendealten Verse beibehält. "Mit Hexameter-Versen können langsame Atemschwingungen erzeugt werden", erklärt Dirk Cysarz, Mitglied der Forschergruppe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medizintheorie und Komplementärmedizin an der Universität Witten/Herdecke. Der Physiker hat in Witten über die Synchronisation von Herzschlag und Atmung promoviert. Ebenfalls an den aktuellen Studien beteiligt waren das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke und die Kollegiale Instanz für Komplementärmedizin der Universität Bern.
An den Untersuchungen nahmen 20 gesunde Männer und Frauen teil. Sie liefen dreimal für jeweils 20 Minuten durch einen Raum. Recht langsam: ungefähr mit 50 Schritten pro Minute. Bei einem der 20-Minuten-Durchgänge sollten sie spontan, also möglichst wie im Alltag atmen. Bei einem weiteren Durchlauf wurden sie gebeten, nach einem vorgegebenen Schema kontrolliert ein- und auszuatmen. Die dritte Runde war dadurch gekennzeichnet, dass die Probanden während des Gehens Hexameterverse aus der Odyssee nachsprachen, die der Versuchsleiter vorsprach. Während der Experimente wurden Herzschlag und Atmung der Teilnehmer gemessen.
Die Auswertung der Daten ergab: Während der Rezitation der antiken Verse war eine deutliche Synchronisation von Herzschlag und Atemfrequenz zu beobachten. Die durch den Hexameter-Rhythmus bedingten langsamen Atemschwingungen erzeugten eine harmonische und regelmäßige Herzschlagfolge. "Offensichtlich hilft der Hexameter dem Körper, seinen eigenen, guten Rhythmus zu finden", resümiert Cysarz. Andere Studien, so der Wissenschaftler, wiesen darauf hin, dass langsame Atmung die Lungen effizienter arbeiten lasse und auch der Blutdruck gesenkt würde.
Ebenfalls positive Effekte auf den Körper werden dem Rosenkranz und dem Mantra "Om" zugesprochen. Sollten Ärzte ihren Herzpatienten jetzt Gedichtbände statt Tablettenpackungen verschreiben? "Nein", sagt der Wittener Forscher. Diese Art von Kunsttherapie könne nur eine flankierende Behandlungsmaßnahme sein. Indes: Schaden kann zum Beispiel die Hexameter-Therapie wohl kaum. Man muss allerdings eine Nebenwirkung in Kauf nehmen: Bildung.
© Universität Witten/Herdecke
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