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News: Leuchtreklame

Wer kennt sie nicht, die Glühwürmchen, die in lauen Sommernächten mit ihrem charakteristischen Leuchtfeuer Partnerinnen anzulocken trachten? Im Tierreich stehen sie mit dieser Form der Brautwerbung keinesfalls alleine da: Auch Wellensittiche beiderlei Geschlechts bedienen sich des Lichts und stellen ein im UV-Bereich fluoreszierendes Federkleid zur Schau, um sexuelle Signale auszusenden. Und der schöne Schein trügt offenbar nicht, denn er verleiht den Vögeln eine erhöhte Attraktivität und dient somit möglicherweise als "Qualitätsmerkmal".
Wellensittich im normalen Licht
Um verschlüsselt Informationen auszusenden, bedienen sich nicht nur Glühwürmchen eines artspezifischen Blinkmusters ihres Leuchtorgans, sondern auch Bakterien, Pilze und Fische zählen zu den natürlichen Lichterzeugern. Im Tier- und Pflanzenreich ist die Fähigkeit zur Biolumineszenz weit verbreitet, doch ihre Funktion ist oftmals schleierhaft. Einige Organismen setzen sie als Köder zum Nahrungserwerb, als Suchlicht zum Aufspüren von Beute oder gar zur Abschreckung von Feinden ein. Andere wiederum erkennen anhand der Lichtblitze ihre Artgenossen oder signalisieren auf diese Weise ihre Paarungsbereitschaft.

Bislang blieb es auch ein Rätsel, warum wildlebende Wellensittiche (Melopsittacus undulatus) beider Geschlechter am Kopf sowie an den Wangen ein selbstleuchtendes gelbes Gefieder aufweisen. Offenbar verfügen die Vögel an diesen Stellen über fluoreszierende Pigmente, die ultraviolettes Licht absorbieren und bei höheren Wellenlängen wieder aussenden. Nun fragten sich Kathryn Arnold von der University of Glasgow und ihre Kollegen, ob diese Leuchtzeichen eventuell zum Anzulocken eines Partners dienen, oder ob es sich bei den Farbstoffen im Federkleid bloß um zufällige chemische Nebenprodukte handelt.

Mithilfe des folgenden Experimentes versuchten die Forscher Licht ins Dunkel um das geheimnisvolle Glühen zu bringen: Auf die Köpfe einiger weiblicher sowie männlicher Versuchstiere trugen sie Sonnencreme auf, sodass weniger UV-Licht auf die Farbstoffe auftraf und infolgedessen die Leuchtkraft des Gefieders herabsetzte. Die Vögel der Kontrollgruppe behandelten die Wissenschaftler lediglich mit Vaselin, das UV-Licht nicht spezifisch absorbiert und somit auch die Fluoreszenz nicht beeinträchtigte. Anschließend führten sie mit jenen Wellensittichen Experimente zur Partnerwahl durch, indem sich jeweils ein Tier zwischen zwei unterschiedlich präparierten Artgenossen des anderen Geschlechtes entscheiden sollte.

Und die Versuche fielen eindeutig aus: Vor die Wahl gestellt gaben sowohl die männlichen als auch die weiblichen Wellensittiche jeweils den augenscheinlich leuchtenden Partnern den Vorzug vor den unscheinbaren Exemplaren. Um auszuschließen, dass es sich um ein soziales Signal handelt, konfrontierten die Forscher die Vögel in einem weiteren Experiment jeweils nur mit fluoreszierenden beziehungsweise nicht fluoreszierenden Artgenossen des gleichen Geschlechts. Und tatsächlich zeigten jene Versuchstiere unter derartigen Bedingungen keinerlei Vorlieben.

Zweifelsfrei dient das Leuchtfeuer der Wellensittiche als sexuelles Signal und spielt somit eine wesentliche Rolle bei der Partnerwahl. Dies bestätigten auch Berechnungen, wie die Vögel die Fluoreszenz ihres Gegenübers wahrnehmen: Im Vergleich zu einem unscheinbaren Äußeren vermochte das glühende Federkleid die Attraktivität seines Trägers um 14 Prozent zu steigern. Möglicherweise verbirgt sich sogar noch mehr hinter der "Leuchtreklame": Da die fluoreszierenden Farbstoffe äußerst aufwändig in der Produktion sind, stellen die Wellensittiche vielleicht gleichzeitig ihre individuellen Qualitäten zur Schau, spekulieren die Forscher.

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