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Molekulare Medizin: Lindert Epilepsie-Medikament Spinale Muskelatrophie?

Das Epilepsie-Medikament Valproat kurbelt in Patienten mit Spinaler Muskelatrophie (SMA) die Produktion des Proteins an, dessen Mangel die Krankheit auslöst. Forscher um Brunhilde Wirth von der Universität Köln hatten den Wirkstoff nach erfolgreichen Ergebnissen an Zelllinien an dreißig Betroffenen getestet.

Spinale Muskelatrophie ist eine Motoneuronenerkrankung: Sie betrifft die Nervenzellen, die für die willkürlichen Bewegungen der Muskulatur zuständig sind. Den Betroffenen fehlt das für das Überleben von Motoneuronen zuständige SMN1-Gen, doch besitzen sie ein bis vier verwandte Kopien, die jedoch nicht exakt für dieselbe Version kodieren und zudem in deutlich verringertem Maße abgelesen werden. Durch den Proteinmangel schrumpfen und sterben die Motoneurone ab, was eine allgemeine Muskelschwäche zur Folge hat.

Valproat hatte in Zelllinien die Proteinausbeute verdoppelt bis vervierfacht. Als Wirth und ihre Kollegen daraufhin in einer Pilotstudie zehn Elternteile von SMA-Patienten vier Monate lang mit dem Medikament behandelt hatten, stieg in deren Blut der SMN-Spiegel. Im nächsten Schritt bekamen zwanzig SMA-Patienten selbst das Valproat verabreicht, und sieben von ihnen zeigten ebenfalls erhöhte SMN-Werte im Blut.

Weitere Tests müssten nun zeigen, ob der Nachweis im Blut überhaupt geeignet ist, eine eventuell entsprechend gesteigerte Aktivität in den Motoneuronen anzuzeigen. Außerdem wollen die Forscher Biomarker finden, mit denen sie diejenigen der Betroffenen herausfinden können, welche auf die Therapie ansprechen. Bei den 13 Behandelten, die nicht angesprochen hatten, war der SMN-Proteingehalt sogar in einigen Fällen gesunken. Langzeitstudien müssten hier daher erst Klarheit bringen, wie sicher die Anwendung sei.

Ungefähr eines von 6000 Neugeborenen hat SMA, und ungefähr eine von vierzig Personen gilt als Überträger dieser autosomal rezessiven genetischen Erkrankung. Zur Übertragung auf den Nachwuchs müssen beide Eltern Träger des veränderten Gens sein, und beide müssen dieses Gen an das Kind weitergeben. Die Krankheit wird meist im frühen Kindesalter diagnostiziert, ein Auftreten der Symptome erst im Erwachsenenalter ist selten.

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