Direkt zum Inhalt

News: LINEAR löst Röntgen-Rätsel

Der Komet LINEAR hat während der vergangenen Wochen immer wieder Aufsehen erregt. Zuerst stieß er seine Hülle in einer spektakulären Explosion von sich, dann zerfiel er schließlich in viele Teile und schien verschwunden zu sein. Doch als Armada kleinerer Teile tauchte er noch einmal auf. Aber damit nicht genug - anhand von Beobachtungen mit dem Röntgenteleskop Chandra liefert er nun auch noch die Erklärung dafür, wie die kosmischen Eisbälle Röntgenstrahlung erzeugen.
Um Röntgenlicht hervorzubringen, muss ein Körper eigentlich sehr heiß sein. Daher fielen Astronomen aus allen Wolken, als sie im Jahr 1996 bei Beobachtungen des Kometen Hyakutake mit dem Satelliten ROSAT derartiges Licht sahen. Denn ein solcher Himmelskörper ist alles andere als heiß, vielmehr ähnelt er einem großen, schmutzigen Schneeball, der aus Eis und Staub besteht.

Doch erst jetzt konnten die Wissenschaftler um Carey Lisse vom Space Science Institute in Baltimore dieses Rätsel lösen. Als sie den Kometen LINEAR mit dem Röntgenteleskop Chandra beobachteten, haben sie die Quelle der Strahlung identifiziert: Sie entsteht beim Zusammenprall von Gas aus dem Kometen und Ionen, welche die Sonne ins All schleudert.

Das Imaging Spectrometer von Chandra entdeckte ein starkes Röntgensignal, das entsteht, wenn Sauerstoff- und Stickstoff-Ionen aus dem Sonnenwind mit elektrisch neutralen Elementen, vor allem Wasserstoff, in der Atmosphäre des Kometen zusammenstoßen. Der Sauerstoff und der Stickstoff hatten bereits fast alle ihre äußeren Elektronen verloren, sogar sechsfach positiv geladener Sauerstoff war dabei.

Ein oder zwei Elektronen zu entfernen, ist noch relativ einfach, aber so stark geladene Ionen entstehen nur in einer Umgebung, in der heftige Stöße oder starke Strahlung die Atome stören. Derartige Prozesse laufen in der Nähe des Zentrums der Sonne und ihrer äußeren Atmosphäre, der Corona, häufig ab. Diese ist mit rund einer Million Grad Celsius so heiß, dass die Schwerkraft der Sonne sie nicht festhalten kann. Ihre äußersten Fransen fliegen mit Geschwindigkeiten von 1400 bis 2800 Kilometer pro Stunde ins Weltall davon. Etwa ein Prozent dieses Sonnenwindes besteht dabei aus positiven Ionen wie dem sechsfach geladenen Sauerstoff.

"Diese Beobachtung löst ein Rätsel. Sie beweist, wie Kometen Röntgenstrahlung produzieren", freut sich Lisse. "Mit einem Instrument wie Chandra können wir nun die Chemie des Sonennwindes untersuchen und die Röntgenstrahlen der Atmosphären von Kometen und Planeten wie der Venus beobachten. Es könnte sogar möglich sein, andere nahegelegene Sonnensysteme zu beobachten."

Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.