News: LINEAR löst Röntgen-Rätsel
Doch erst jetzt konnten die Wissenschaftler um Carey Lisse vom Space Science Institute in Baltimore dieses Rätsel lösen. Als sie den Kometen LINEAR mit dem Röntgenteleskop Chandra beobachteten, haben sie die Quelle der Strahlung identifiziert: Sie entsteht beim Zusammenprall von Gas aus dem Kometen und Ionen, welche die Sonne ins All schleudert.
Das Imaging Spectrometer von Chandra entdeckte ein starkes Röntgensignal, das entsteht, wenn Sauerstoff- und Stickstoff-Ionen aus dem Sonnenwind mit elektrisch neutralen Elementen, vor allem Wasserstoff, in der Atmosphäre des Kometen zusammenstoßen. Der Sauerstoff und der Stickstoff hatten bereits fast alle ihre äußeren Elektronen verloren, sogar sechsfach positiv geladener Sauerstoff war dabei.
Ein oder zwei Elektronen zu entfernen, ist noch relativ einfach, aber so stark geladene Ionen entstehen nur in einer Umgebung, in der heftige Stöße oder starke Strahlung die Atome stören. Derartige Prozesse laufen in der Nähe des Zentrums der Sonne und ihrer äußeren Atmosphäre, der Corona, häufig ab. Diese ist mit rund einer Million Grad Celsius so heiß, dass die Schwerkraft der Sonne sie nicht festhalten kann. Ihre äußersten Fransen fliegen mit Geschwindigkeiten von 1400 bis 2800 Kilometer pro Stunde ins Weltall davon. Etwa ein Prozent dieses Sonnenwindes besteht dabei aus positiven Ionen wie dem sechsfach geladenen Sauerstoff.
"Diese Beobachtung löst ein Rätsel. Sie beweist, wie Kometen Röntgenstrahlung produzieren", freut sich Lisse. "Mit einem Instrument wie Chandra können wir nun die Chemie des Sonennwindes untersuchen und die Röntgenstrahlen der Atmosphären von Kometen und Planeten wie der Venus beobachten. Es könnte sogar möglich sein, andere nahegelegene Sonnensysteme zu beobachten."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 31.7.2000
"'Vulkanausbruch' auf einem Kometen" - Spektrum Ticker vom 9.8.2000
"LINEAR ist wieder da"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 30.6.2000
"Ein neuer Komet auf Stippvisite"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 12/98, Seite 62
"Die Oortsche Wolke"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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